IMO verschiebt Klimaschutz auf nächstes Jahr

Reduktion der Schwefelemissionen wird nicht aufgeschoben

Die Internationale Seeschiffahrts-Organisation verschärft ihre Regeln für Schwefelemissionen und vertagt die Diskussion über eine Geschwindigkeitsbegrenzung für Schiffe auf nächstes Jahr. Aus Klimasicht ist beides schlecht.

Seit April dieses Jahres bekennt sich auch die Seeschifffahrt zum Klimaschutz. Damals hat die Seeschifffahrts-Organisation IMO beschlossen, die CO2-Emissionen der Branche bis zum Jahr 2050 im Vergleich zum Jahr 2008 zu halbieren. Ausserdem versprachen die Länder mittels Sofortmassnahmen die Emissionen schon in den nächsten fünf Jahren zu drosseln. Bei letzterem besteht allerdings keine Eile: Der IMO-Umweltausschuss hat die Beratungen über diese Massnahmen auf nächstes Jahr vertagt. Bill Hemmings von der Umweltorganisation Transport & Environment (T&E) sagte: Die Massnahmen „wurden ein Opfer von Prozeduren, Bürokratie und Verzögerungen durch die Länder, die nie wirklich mit an Bord waren. Die USA, Saudi Arabien und Brasilien führen diese Liste an.“ [1] Diese Länder haben insbesondere eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf See verhindert. John Maggs von der Umweltorganisation Seas At Risk sagte: „Schiffe haben im letzten Jahrzehnt das Langsam-Fahren genutzt und dramatische Reduktionen der Emissionen demonstriert. Die Welt ist dem gegenüber nicht blind.“ [1] Eine Studie von T&E hat gezeigt, dass sich die CO2-Emissionen von Frachtschiffen um rund ein Drittel senken lassen, wenn diese langsamer fahren. [2]

Avantgarde. Es gibt mindestens zwei Reedereien, die den Frachttransport per Segelschiff wiederbeleben wollen - mit Booten wie der Tres Hombres der Reederei Fairtransport. (Foto: Fairtransport)
Avantgarde. Es gibt mindestens zwei Reedereien, die den Frachttransport per Segelschiff wiederbeleben wollen – mit Booten wie der Tres Hombres der Reederei Fairtransport. (Foto: Fairtransport)

Weniger Erfolg hatten die USA bei ihrem Versuch, die IMO-Regeln für Schwefelemissionen aufzuweichen. Ab dem Jahr 2020 müssen Schiffe entweder über Schwefelfilter verfügen oder dürfen nur noch Schiffsdiesel mit weniger als 0,5 Prozent Schwefel verfeuern. Bislang liegt dieser Grenzwert bei 3,5 Prozent. Die USA wollten erreichen, dass der neue Grenzwert phasenweise eingeführt wird, um erst Erfahrungen zu sammeln. Doch dieses Ansinnen hat der IMO-Umweltausschuss abgelehnt. Dass es der IMO ernst ist beim Kampf gegen die Luftverschmutzung in Hafenstädten zeigt ein weiterer Beschluss des Umweltausschusses: Ab März 2020 dürfen Schiffe ohne Schwefelfilter keinen schwefelreichen Kraftstoff mehr an Bord haben. [3] Noch ist allerdings unklar, ob die Ölraffinerien dieser Welt genügend schwefelarmen Schiffsdiesel produzieren können. Dieser steht in direkter Konkurrenz zu normalem Diesel und zu Kerosin. Noch im März warnte die Internationale Energieagentur IEA, dies könne zu 20 bis 30 Prozent höheren Dieselpreisen führen. [4] Doch im Oktober gab die IEA teilweise Entwarnung: Weil sich das globale Wirtschaftswachstum abschwäche und Dieselfahrzeuge in Europa an Popularität eingebüsst hätten, falle die Preiserhöhung wohl moderater aus. [4]

Atuana. Dies ist die Gallionsfigur des Frachsteglers Avontuur der deutschen Reederei Timbercoast. Die Figur zeigt Atuana, die polynesische Göttin de Morgenröte (Foto: Timbercoast)
Atuana. Dies ist die Gallionsfigur des Frachsteglers Avontuur der deutschen Reederei Timbercoast. Die Figur zeigt Atuana, die polynesische Göttin de Morgenröte (Foto: Timbercoast)

Geringere Schwefelemissionen sind allerdings eine zweischneidiges Schwert wie eine Studie im Wissenschaftsmagazin Nature Communications zeigt: Einerseits lassen sich damit vorzeitige Todesfälle und Asthmaanfälle bei Kindern reduzieren. Andererseits kühlt Schwefel in der Atmosphäre aber auch den Planeten. Durch den neuen IMO-Grenzwert gehen 80 Prozent dieser kühlenden Wirkung verloren. Die Autoren der Studie schreiben daher: Striktere Regeln für die Seeschifffahrt sollten „Klima- und Gesundheitsziele erreichen, indem Treibhausgasemissionen und Luftverschmutzung parallel reduziert werden“. [5] Vielleicht klappt das ja nächstes Jahr. mic

Hinweis: Mashable hat eine schöne Multimediareportage von der Jungfernfahrt der Avontuur: The world’s cleanest cup of coffee

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[1] T&E, 26.10.2018: Shipping emissions talks stall in London

[2] T&E, 18.10.2017: Regulating ship speed could cut emissions by a third

[3] IMO, 26.10.2018: Implementation of sulphur 2020 limit – carriage ban adopted

[4] Reuters, 25.10.2018: Maritime rule change stirs fears of diesel shortage

[5] Nature Communications, 06.02.2018: Cleaner fuels for ships provide public health benefits with climate tradeoffs