Elektroautos schaffen Durchbruch

Europa investiert jetzt mehr in Elektroautos als China

Im letzten Quartal des Jahres 2019 erreichten Elektroautos einen Marktanteil von knapp fünf Prozent und dieser steigt weiter. Damit ist der Wendepunkt erreicht, ab dem Elektroautos nun nach und nach Fahrzeuge mit Benzin- und Dieselmotoren aus dem Markt drängen.

Lange Zeit schien Europa bei Elektroautos den Anschluss an China zu verlieren. Doch das Jahr 2019 brachte schließlich den Wendepunkt wie eine neue Studie der Umweltorganisation Transport and Environment T&E zeigt. [1] Im letzten Quartal des Jahres stieg der Marktanteil von Elektroautos in der EU auf 4,4 Prozent aller Neuwagen. Insgesamt wurden 485.000 reine Elektroautos und Hybridfahrzeuge abgesetzt. Die Marktforscher von IHS Markit erwarten zudem, dass diese Zahl weiter steil ansteigt: auf 1,4 Millionen dieses Jahr und auf über 2 Millionen nächstes Jahr. Diese Schätzung stammt allerdings vom Februar und berücksichtigt die Werksschließungen in Folge der Coronakrise noch nicht. Dass die Krise den Trend zur Elektromobilität bremst ist allerdings unwahrscheinlich. Im Gegenteil: Im März erreichten Elektroautos einen Marktanteil von 12 Prozent in Frankreich, 9,2 Prozent in Deutschland und 7,3 Prozent in Großbritannien.

Gigafactory. So soll die Batteriefabrik von Northvolt in Schweden einmal aussehen. (Bild Northvolt)

Mittlerweile investieren die Autohersteller denn auch massiv in Fabriken für Elektroautos und Batterien. In den zwölf Monaten von Mitte 2017 bis Mitte 2018 lagen die Investitionen bei bescheidenen 3,2 Milliarden Euro. Im Jahr 2019 war diese Zahl zwanzigmal grösser. Damit stellt die EU auch China in den Schatten dort betrugen die Investitionen weniger als ein Drittel derjenigen Europas. „Vor wenigen Jahren war Europa nirgends im Rennen um die Überlegenheit bei Elektroautos“ sagt Saul Lopez von T&E. „Aber die EU-Grenzwerte für CO2-Emissionen haben Autohersteller und Regierungen zum Nachdenken gezwungen und nun 60 Milliarden Euro zu investieren und endlich die Lücke zu China zu schließen.“ Lopez fordert außerdem die Konjunkturpakete im Rahmen der Coronakrise zu nutzen, um diesen Trend noch verstärken: „Erfolg in diesem Markt ist jetzt Europas Industriestrategie und Politiker sollten nun die Stimulusgelder nutzen, um einen grünen Aufschwung voranzutreiben.“

Verkehrte Welt. Europa hat China bei den Investitionen in eine Zukunftstechnologie überholt. (Grafik: T&E)

Damit könnten sie Elektroautos helfen auch noch die letzte große Hürde zu überwinden: die Parität beim Kaufpreis. Wenn man die gesamten Kosten während der Nutzungsdauer eine Elektroautos mit denen von herkömmlichen Benzin- oder Dieselfahrzeugen vergleicht, schneiden die Stromer schon heute in der Regel besser ab. Der Kaufpreis liegt derzeit aber noch über dem eines Autos mit Verbrennungsmotor. Das liegt an den Kosten für Batterien trotz gewaltiger Fortschritte. Vor zehn Jahren kostete eine Batterie mit einer Kapazität von einer Kilowattstunde (kWh) über 1100 Dollar. Letztes Jahr bekam man eine solche Batterie schon für 156 Dollar, wie der britische Thinktank Bnef schätzt. Dieser Trend wird sich fortsetzen und Bnef erwartet, dass der Batteriepreis pro kWh im Jahr 2024 unter die Hundert-Dollar-Marke fällt. An diesem Punkt sind Elektroautos auch in der Anschaffung günstiger als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. Eine gezielte Förderung von Elektroautos in den kommenden Jahren hilft diesen also beim Endspurt zur Kaufpreis-Parität.

Und auch Batterien kommen längst nicht mehr zwangsläufig aus China. Von den 60 Milliarden an Investitionen in Elektroautos letztes Jahr floss ein Fünftel in den Aufbau der EU-Batteriefertigung. mic

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[1] T&E, 27.05.2020: Can electric cars beat the COVID crunch? (PDF)

[2] Bnef, 03.12.2020: Battery Pack Prices Fall As Market Ramps Up With Market Average At $156/kWh In 2019