Zölle kosten mehr, als sie einbringen

Die Konsumenten zahlen höhere Preise und die Firmen haben mehr Verwaltungsaufwand

80 Prozent der Importe kommen zollfrei ins Land. Trotzdem fallen Zollformalitäten an. Das kostet.

Für Ökonomen ist die Sache klar: Zölle sind schädlich, weil der Verlust, der den Konsumenten durch die höheren Preise entsteht, nicht durch die Zolleinnahmen kompensiert wird. Doch man braucht nicht mal die Konsumenten zu bemühen, um zu zeigen, dass Zölle volkswirtschaftlich mehr schaden als nutzen, wie die Schweizer Ökonomen Peter Moser und Rudolf Minsch (heute Chefökonom der Economiesuisse) in einer Studie gezeigt haben. Wie ist das möglich? Einerseits erzielt die Schweiz Einnahmen. Der Staat nimmt jedes Jahr rund eine Milliarde Franken ein. Dies entspricht knapp zwei Prozent der Einnahmen des Bundes. Die Einfuhrzölle machen 0,67 Prozent des Werts der importierten Waren aus. Andererseits verursachen Zölle aber auch Kosten: Die Ausgaben der Schweizer Zollverwaltung beliefen sich 2004 auf 792 Millionen Franken. Davon sind 200 bis 400 Millionen Franken der Zollabwicklung zuzurechnen.

Doch die Kosten, die den Unternehmen entstehen, sind um ein Vielfaches höher: Zoll- und Mehrwertsteuerabwicklung verursachen Kosten von 50 Franken pro Sendung bei Export- und 70 Franken bei Importlieferungen. Diese Kosten fallen auch an, wenn überhaupt kein Zoll zu entrichten ist. Für 80 Prozent der Importe gilt der Zollsatz Null. Trotzdem müssen aber alle relevanten Formulare ausgefüllt und alle Unterschriften eingeholt werden.

All das braucht Zeit. Und gearbeitet wird nur zu Bürostunden. Nachts und am Wochenende sind die Zollämter geschlossen. Wer Pech hat, wartet an der Grenze zwei Tage, um anschliessend gar keinen Zoll bezahlen zu müssen. Auch werden dadurch gewisse Dienstleistungen verunmöglicht: Etwa ein 24-Stunden-Ersatzteillieferdienst über die Grenze hinweg. Unternehmen, die diesen Service anbieten wollen, brauchen ein Ersatzteillager in der Schweiz und eins in Europa, und sei es nur in Weil am Rhein. Minsch und Moser schätzen, dass Schweizer Firmen so ein Schaden von 3,2 Milliarden Franken entsteht, etwa je zur Hälfte beim Im- und beim Export. Den Zolleinnahmen von einer Milliarde stehen also Kosten von 1,6 Milliarden Franken gegenüber. Ein schlechtes Geschäft. mic

Aus der Basler Zeitung vom 28.05.2008