Im Schatten der Mayas

Maya Monumente mahnen Klimadiplomaten vor Gefahr von Änderungen des Klimas

Die Klimakarawane ist in Cancun angekommen. Mehr als 20 000 Diplomaten, Vertreter von Umweltorganisationen, Experten für Einzelfragen wie den Waldschutz und Journalisten aus der ganzen Welt bevölkern den Badeort in Mexiko, der für ausgelassene Parties amerikanischer Studenten bekannt ist. Cancun hat aber nicht nur Sonne, Sand und Margaritas zu bieten. Rund um Cancun finden sich auch die Hinterlassenschaften der Mayas, einem Indianervolk, das dort von 2000 vor bis 900 nach Christus geherrscht hat. Was zu ihrem Untergang geführt hat ist noch nicht abschliessend geklärt. Viele Historiker gehen aber davon aus, dass die Mayas einer Änderung des Klimas, genauer einer zweihundertjährigen Dürreperiode zum Opfer gefallen sind. Gegen ihre Umwelt konnte auch die Hochkultur der Mayas nicht bestehen. Und nun geht es in Cancun also um die Rettung einer anderen Hochkultur, der unsrigen.

Wie schon vergangenes Jahr in Kopenhagen werden sich die Verhandlungen wieder über zwei Wochen erstrecken. In der ersten Woche sind die Klimadiplomaten unter sich und in der zweiten Woche folgt das sogenannte „High Level Segment“. Im Gegensatz zu Kopenhagen werden diesmal aber nicht die Staats- und Regierungschefs kommen, sondern nur die Umweltminister. Eine Ausnahme ist die Schweiz, deren Umweltministerin Doris Leuthardt dieses Jahr auch Bundespräsidentin ist. Das Fernbleiben von Obama und Co. muss aber keine Nachteil sein, denn die Staats- und Regierungschefs haben in Kopenhagen eine unrühmliche Rolle gespielt, wie ein internes Memo vom damaligen Leiter des UN Klimasekretariats Yvo de Boer enthüllt. Er schreibt darin über die Kopenhagener Verhandlungen: „Die Staats- und Regierungschefs einzuladen schien eine gute Idee, die dann aber nach hinten losging. Ihr frühes Eintreffen hatte nicht den erhofften Effekt. Der Verhandlungsprozess wurde gelähmt. Gerüchte und Intrigen nahmen überhand.“

Aber Kopenhagen und Cancun unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich der Teilnehmer: Während sich die Welt von Kopenhagen einen umfassenden Klimavertrag erhoffte, sind die Erwartungen dieses Jahr sehr viel bescheidener. „Ich glaube einer der Hauptfehler in Kopenhagen, war der Glaube an die Big Bang Theorie beim Klima. Vielleicht wurde das Universum durch einen Big Bang erschaffen. Aber es ist klar, dass dieser Planet nicht durch ein Big Bang Abkommen gerettet werden wird – nicht in Kopenhagen, nicht dieses Jahr, nicht nächstes Jahr.“ erklärt Christiana Figueres, die neue Leiterin der Klimaverhandlungen, den Misserfolg im Vorjahr. Sie setzt nun auf ein schrittweises Vorgehen und hofft in Cancun Ergebnisse in Teilbereichen erzielen zu können.

Dabei berücksichtigt sie vor allem auch das internationale Umfeld. In Kopenhagen herrschte noch Obama Euphorie. Sowohl die Wirtschafts- als auch die Klimakrise galten als überwindbar. Die Teilnahme der Staats- und Regierungschefs galt als Ausdruck des politischen Willens, endlich etwas zu tun. Ein Jahr später ist der Klimawandel auf der Prioritätenliste weit nach hinten gerutscht. Es herrscht „Währungskrieg“. In Amerika hat sich die Krise verfestigt und in Europa schrammt ein Land nach dem anderen am Staatsbankrott vorbei. Und China macht weniger mit seinen Windrädern von sich reden, sondern mit Gebietsansprüchen im chinesischen Meer und der Unterdrückung der Meinungsfreiheit. „In Kopenhagen ging es darum bei den grossen Fragen Übereinstimmung zu erzielen und die kleinen Dispute unter Kontrolle zu halten. In Cancun geht es darum kleine Übereinkommen zu erzielen, um die grossen Konflikte (wie den Streit über die Währungen) unter Kontrolle zu halten.“ sagt Zhang Haibin, ein Experte für die internationalen Klimaverhandlungen an der Peking University. In den nächste beiden Wochen wird sich zeigen ob dies gelingt. Die Monumente der Mayas können da nur ein Ansporn sein. mic

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