Sieben Jahre für ein halbes Grad

Indien wehrt sich gegen Abschaffung von Super-Treibhausgasen

Seit sieben Jahren verhandelt die Welt über die Abschaffung von Kühlmitteln, die eine tausendfach stärkere Treibhauswirkung haben als CO2. Indien leistet aber noch Widerstand gegen eine zügige Reduktion dieser Klimakiller.

Das Ozonloch schliesst sich wieder. Dies ist der Erfolg des Montreal Protokolls mit dem Ozon zerstörende Chemikalien abgeschafft wurden. Doch als Ersatz kommen nun Super-Treibhausgase zum Einsatz. Fluorkohlenwasserstoffe (FKWs), die als Kühlmittel in Klimaanlagen und Kühlschränken verwendet werden, haben eine tausendfach stärkere Treibhauswirkung als CO2. Daher soll nun auch die Verwendung von FKWs mit Hilfe des Montreal Protokolls minimiert werden. Bis zum Ende dieses Jahrhunderts lässt sich dadurch ein halbes Grad Klimaerwärmung verhindern. Für US-Aussenminister John Kerrry ist dies eine Chance, die sich die Welt nicht entgehen lassen darf: „Im Kampf gegen den Klimawandel sind selbst bescheidene Erfolge selten. Aber wenn wir uns auf die Anpassung des Montreal Protokolls einigen könnten, wäre dies ein sehr grosser Gewinn.“

Rekordloch. Nie war das Ozonloch grösser als im Jahr 2006. Zehn Jahre später gilt es als gesichert, dass sich die Ozonschicht vollständig erholen wird. (Bild: NASA / Wikipedia)
Rekordloch. Nie war das Ozonloch grösser als im Jahr 2006. Zehn Jahre später gilt es als gesichert, dass sich die Ozonschicht vollständig erholen wird. (Bild: NASA / Wikipedia)

Bei einer Konferenz in der vergangenen Woche in Wien sind die Länder der Welt diesem Ziel einen Schritt näher gekommen. Nach mittlerweile siebenjährigen Verhandlungen besteht Einigkeit die erforderliche Anpassung des Montreal Protokolls dieses Jahr zu verabschieden. Offen sind allerdings noch zwei Punkte sagt David Doninger von der US-Umweltorganisation ‚National Resources Defense Council‘: „Der Fahrplan für die Reduktion des FKW-Verbrauchs und die finanzielle Unterstützung der Entwicklungsländer“. Wie in der UN-Klimakonvention wird auch im Montreal Protokoll zwischen Industrie- und Entwicklungsländern unterschieden. Die Industriestaaten haben die Reduktion des FKW-Verbrauchs bereits von sich aus angeordnet. Daher geht es in den Verhandlungen nur noch darum, wie schnell die Entwicklungsländer den FKW-Einsatz reduzieren. Ähnlich wie bei den Klimaverhandlungen letztes Jahr in Paris gibt es eine grosse Koalition von Ländern, die ein ehrgeiziges Abkommen anstreben – eine schnelle Reduktion des FKW-Verbrauchs. Die EU, die USA, die Schweiz, viele afrikanische Länder sowie die kleinen Inselstaaten wollen, dass der FKW-Verbrauch in den Jahren 2016 bis 2018 als Referenz für die Entwicklungsländer gilt und deren Verbrauch ab dem Jahr 2021 sinkt. Dem steht Indien gegenüber. Dehli will, dass der FKW-Verbrauch im Jahr 2031 als Referenz genommen wird und der FKW-Einsatz bis dann ungebremst weiter zunehmen darf. Unterstützung für diese Position hat Indien aber keine: „Indien steht alleine da“, sagt Doninger.

Der Grund für Indiens Radikalposition ist Geld: „Die Inder leisten beim Fahrplan Widerstand bis sie das Geld sehen“, sagt Doninger. Ähnlich erklärt Blaise Horisberger, der Leiter der Schweizer Verhandlungsdelegation, die indische Haltung: „Indien will mit der Reduktion des FKW-Verbrauchs warten, bis die Patente auf die Ersatzstoffe abgelaufen sind.“ Im Rahmen des Montreal Protokolls erhalten die Entwicklungsländer finanzielle Unterstützung, um die zusätzlichen Kosten der teureren Ersatzstoffe zu kompensieren. Grundsätzlich besteht Einigkeit, dass dies auch für die Reduktion von FKWs gelten soll. Doch die Tücke steckt im Detail: Die zusätzlichen Kosten für die Ersatzstoffe werden nur im ersten Jahr übernommen. Wenn die Kühlmittel später ersetzt oder aufgefüllt werden müssen, gibt es dafür keine Kompensation. mic

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