Wandernde Tierarten sollen besser geschützt werden

Der Lebensraum wandernder Tierarten erstreckt sich oft über tausende Kilometer

Zum Schutz der meisten Tierarten reichen nationale Massnahmen aus. Der Lebensraum wandernder Tierarten erstreckt sich aber oft über viele Länder. In diesem Fall entscheidet das am schlechtesten geschützte Glied der Kette über die Überlebenschance der Art.

Vor 48 Jahren wurde das letzte, echte Wildpferd in der freien Wildbahn beobachtet – ein Przewalski Pferd. Doch zum Glück hielten auch einige europäische Grossgrundbesitzer und Zoos diese Pferde etwa der Münchner Tierpark Hellabrunn. Ausgehend von nur 13 Tieren begannen diese nach dem zweiten Weltkrieg mit der systematischen Zucht der Tiere. Heute gibt es weltweit wieder 2000 Przewalski Pferde. Diese werden nun wieder ausgewildert etwa in der Döberitzer Heide in Brandenburg, in der Sperrzone um das ukrainische Kernkraftwerk Tschernobyl und dort, wo das letzte freilebende Exemplar gesichtet wurde: in der Mongolei. Damit die Przewalski Pferde dort bessere Überlebenschancen haben als zuvor, sollen sie unter den Schutz der ‚Konvention zum Schutz wandernder Tierarten‘ CMS (von englisch ‚Convention on the Conservation of Migratory Species of Wild Animals‘) gestellt werden. Die Mitgliedsländer dieses, auch als ‚Bonner Konvention‘ bekannten, Umweltabkommens treffen sich diese Woche in der Hauptstadt der Philippinen, Manila, zu ihrer alle drei Jahre stattfindenden Konferenz.

Knapp überlebt. Diese Przewalski Pferde bereiten sich in Frankreich auf ihre Auswilderung in der Mongolei vor. (Foto: Ancalagon / Wikimedia)
Knapp überlebt. Diese Przewalski Pferde bereiten sich in Frankreich auf ihre Auswilderung in der Mongolei vor. (Foto: Ancalagon / Wikimedia)

„Das Schicksal der Menschen und Tiere, die sich diesen Planeten teilen, ist miteinander verknüft“, sagte CMS-Chef Bradnee Chambers zum Auftakt der Konferenz, die unter dem Motto steht: „Ihre Zukunft ist unsere Zukunft“. [1] Dabei sei der Erhalt von wandernden Tierarten eine besondere Herausforderung, da sich deren Lebensraum oft über tausende Kilometer und viele Länder erstreckt. So legt etwa der Monarchfalter auf seiner Wanderung von den USA und Kanada nach Mexiko rund 3600 Kilometer zurück. Das einzige von der CMS geschützte Insekt nutzt dabei immer wieder die gleichen Rastplätze und überwintert schliesslich in einem nur 20 Hektar grossen Gebiet in der mexikanischen Sierra Nevada. Schon kleine Veränderungen an diesen Orten wie das Fällen einzelner Bäume oder der Ersatz von Nahrungspflanzen durch andere Arten stellen dort eine Gefahr für die Falter dar. Die Population der Falter ist denn auch in den letzten zwanzig Jahren um 68 Prozent gefallen. Nach einem Tief von nur 42 Millionen Faltern im Jahr 2014 hat sich die Zahl aber wieder auf 150 Millionen im letzten Winter erholt. [2]

Für Zugvögel ist neben dem Verlust ihrer Rast- und Winterplätze die Jagd ein Problem. Dies gilt selbst für die EU wie Stefan Leiner der Chef der Artenschutzabteilung der EU-Kommission eingestehen musste: „Das illegale Töten und Fangen sowie der Handel mit Vögeln, sowohl in der EU als auch in ihren Partnerländern, sind noch immer ein ernstes Problem“, sagte Leiner. [3] Die EU wurde im Vorfeld der Konferenz für ihre Bemühungen zum Schutz von Zugvögeln ausgezeichnet. Ein neue Gefahr für Zugvögel sind derweil die erneuerbaren Energien. Hier erhielt Deutschland eine Auszeichnung für Bemühungen den Ausbau der Erneuerbaren mit den Bedürfnissen von Zugvögeln in Einklang zu bringen. Die Parlamentarische Staatssekretärin des Bundesumweltministeriums, Rita Schwarzelühr-Sutter, sagte anlässlich der Preisverleihung: Der Ausbau der Erneuerbaren „kann nicht ohne Folgen für Menschen, Natur und die Landschaft bleiben. Wir müssen versuchen Wege zu finden, diese weitreichenden Eingriffe in die Landschaft mit dem Schutz der Artenvielfalt zu verbinden.“ [3]

Meeresbewohner leiden derweil unter der Vermüllung der Ozeane, der Fischerei und Unter-Wasser-Lärm. In manchen Meeresgebieten hat sich der Lärmpegel in den letzten 60 Jahren jedes Jahrzehnt verdoppelt. [4 s. S. 2] An der CMS-Konferenz soll daher eine Resolution verabschiedet werden, welche die Einrichtung nationaler Lärmregister verlangt [4 s. S. 11] und Richtlinien für Umweltverträglichkeitsprüfungen umfasst. Dies betrifft unter anderem wieder den Ausbau der Erneuerbaren: Beim Bau von Offshore-Windparks entsteht Lärm, der eine Gefahr für Meeresbewohner darstellt.

Schliesslich werden rund zwei Dutzend Tiere neu unter den Schutz der ‚Bonner Konvention‘ gestellt: Dazu gehören Sympathieträger wie Schimpansen, Löwen, Leoparden und Giraffen. Geschützt werden sollen auch zehn Geierarten, der Steppenadler sowie die Haarschwanzfledermäuse. Und bei den Meerestieren kommen einige Haiarten, der gemeine Geigenrochen und die kaspische Robbe neu in den Genuss des CMS-Schutzes. [5] mic

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[1] CMS, 11.01.2017: CMS COP12 Welcome Message by Bradnee Chambers

[2] Center for Biological Diversity, Stand 22.10.2017: Saving the Monarch Butterfly

[3] CMS, 22.10.2017: Abu Dhabi, European Commission, Germany, Monaco and Philippines Take Champions Awards at Major UN Wildlife Summit

[4] CMS, Stand 22.10.2017: Fraft Resolution on Adverse Impacts of Anthropogenic Noise on Cetaceans and Other Migratory Species (PDF)

[5] CMS, Stand 23.10.2017: Amendment of CMS Appendices