Trump gibt Klimabewegung Schwung

US-Bundesstaaten, Städte und Firmen können Hälfte des US-Klimaziels ohne Washington erreichen

Ob die USA im Pariser-Klimaabkommen bleiben oder nicht, ist vielen US-Bundesstaaten, Städten und Firmen weitgehend egal. Sie setzen voll auf Klimaschutz.

Die US-Regierung gibt derzeit widersprüchliche Signale hinsichtlich des Verbleibs der USA im Pariser Klimaabkommen. Am Sonntag sagte der US-Aussenminister Rex Tillerson: „Wir wollen produktiv sein. Wir wollen helfen.“ [1] Einen Tag später sagte dann der Wirtschaftsberater von US-Präsident Donald Trump, Gary Cohn: „Wir werden (aus dem Paris Abkommen) aussteigen und haben das so klar gemacht wie möglich. Ich weiss nicht, wie man das noch klarer sagen könnte.“ [2] Der Gouverneur von Kalifornien Jerry Brown kümmert sich derweil nur noch am Rande um den Zick-Zack-Kurs der Zentralregierung: „Es wäre besser wir hätten den Präsidenten an Bord, aber dieser ist bei diesem Thema momentan abwesend“. [3] Für Brown stärkt Trump gar die Klimabewegung: „Er beschleunigt die Gegenbewegung durch seine eigene Absurdität.“

His name is Jerry and yes, he can. Der Gouverneur von Kalifornien, Jerry Brown wird immer mehr zum grössten Gegenspieler von Trump in der Klimapolitik. (Foto: Steve Rhodes / Flickr)
His name is Jerry and yes, he can. Der Gouverneur von Kalifornien, Jerry Brown wird immer mehr zum grössten Gegenspieler von Trump in der Klimapolitik. (Foto: Steve Rhodes / Flickr)

Diese Behauptung lässt sich mittlerweile sogar mit Zahlen untermauern. Bei der ‚Klimawoche‘ in New York wurde eine Studie vorgestellt, die die Klimkaschutzmassnahmen von Bundesstaaten, Städten und Unternehmen aufaddiert. [4] Dabei zeigt sich, dass die USA so die Hälfte ihres Pariser Emissionsziel erreichen können. Dort haben sich die USA dazu verpflichtet, bis zum Jahr 2025 die Emissionen um 26 bis 28 Prozent im Vergleich zum Jahr 2005 zu senken. „Das zeigt, dass Klimaschutz nicht einzig von der Zentralregierung abhängt“, sagte Helen Clarkson, die Chefin der Umweltorganisation ‚The Climate Group‘. [5] „US-Bundesstaaten, Städte und Firmen haben die Macht den Rückzug aus dem Paris Abkommen zu kompensieren.“ Dabei sei die Studie konservativ gerechnet, sagte Co-Autor Niklas Höhne vom ‚New Climate Institute‘: „Erstaunlicherweise gibt es mehr Gründe zu glauben, dass die Wirkung unterschätzt wurde als überschätzt. Die Akteure, die in diesem Bericht repräsentiert sind, machen nur 44 Prozent der US-Emissionen aus. Aber es passiert viel mehr, das noch nicht berücksichtigt und quantifiziert wurde.“ [5]

Berücksichtigt wurden die Selbstverpflichtungen von 22 US-Bundesstaaten, 54 US-Städten und 250 US-Firmen. Diese sind Mitglied von verschiedenen internationalen Initiativen subnationaler und nicht-staatlicher Akteure. Weltweit haben folglich noch sehr viel mehr dieser Akteure ähnliche Selbstverpflichtungen abgegeben. So vereint etwa die ‚Under 2 Coalition‘ 187 Bundesstaaten und Städte aus aller Welt. [6] Diese repräsentieren 1,2 Milliarden Menschen und 40 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung. Hier sind auch sechs deutsche Bundesländer und die beiden Basler Halbkantone dabei. Das Städtebündnis ‚C40‘ hat mittlerweile mehr als 90 Mitglieder, die 650 Millionen Menschen und 25 Prozent der Weltwirtschaft auf sich vereinen. [7] Von Amsterdam bis Warschau sind hier auch viele europäische Grossstädte dabei.

Die Wirtschaft ist derweil in der ‚We Mean Business‘ Koalition organisiert. [8] Diese hat bis jetzt von 605 Firmen insgesamt 1040 Selbstverpflichtungen eingesammelt. Firmen können sich einer oder mehreren der folgenden Initiativen anschliessen: Wer sich zu ‚Wissenschaftsbasierten Zielen‘ bekennt, muss die Emissionen in seiner Lieferkette um 80 bis 95 Prozent bis zum Jahr 2050 senken, damit das Zwei-Grad-Ziel eingehalten werden kann. ‚RE100‘ verpflichtet Firmen, nur noch erneuerbare Energien zu nutzen, und ‚EP100‘ zielt auf eine Verdoppelung der Energieeffizienz ab. Gestern (Dienstag) wurde zudem eine neue Initiative vorgestellt: ‚EV100‘. Wer hier Mitglied wird, verpflichtet sich, seinen ganzen Fuhrpark auf Elektroautos umzustellen. Ziel ist die Verbreitung von Elektrofahzeugen „durch die kollektive Einkaufsmacht“ zu fördern. Von Anfang an dabei sind zehn Grosskonzerne wie die Deutsche Post DHL und Metro. [9]

Trotz dieser Zahlen warnt Brown vor Übermut: „Ich mag all den Optimismus hier, aber die CO2-Emissionen der Wirtschaft auf Null zu bringen, ist kein Kinderspiel, wenn sie so vollständig von Kohle, Öl und Gas abhängt. Das ist ziemlich Respekt einflössend.“ [3] mic

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[1] Guardian, 17.09.2017: Top Trump officials signal US could stay in Paris climate agreement

[2] Politico, 18.09.2017: Top White House aide seeks to clarify U.S. stance on Paris deal

[3] Los Angeles Times, 18.09.2017: Trump is riding a ‘dead horse’ on climate issue, Gov. Brown says at New York conference

[4] New Climate Institute, 13.09.2017: States, cities and businesses leading the way: a first look at decentralized climate commitments in the US

[5] New Climate Institute, 13.09.2017: US states, cities and businesses keep US climate action on track (PDF)

[6] Siehe under2mou.org

[7] Siehe c40.org

[8] Siehe wemeanbusinesscoalition.org

[9] The Climate Group, 19.09.2017: Multinationals launch global program to speed up switch to electric vehicles