Die Erde ist doch nicht unser Untertan

Papst mahnt zu dringenden Massnahmen, um die Umwelt und das Klima zu schützen

Papst Franziskus hat ein Rundschreiben (Enzyklika) veröffentlicht, in dem er davor warnt, dass die Erde „stark beschädigt ist“ und mahnt dringende Massnahmen zum Schutz der Umwelt und des Klimas an.

„Füllet die Erde und macht sie euch untertan“ (Genesis 1,28). Diesen Bibelsatz hat die Menschheit in den Augen von Papst Franziskus falsch verstanden. Mit seiner Enzyklika „Laudato Si“ [1] verweist Franziskus auf eine Lobgesang seines Namenspatrons Franz von Assisi. Dort ist die Erde nicht Untertan, sondern: „Unser gemeinsames Haus ist wie eine Schwester“. Doch: „Diese Schwester schreit auf wegen des Schadens“, den die Menschheit ihr zufügt. Um dieses Leid zu beenden richtet der Papst sein Rundschreiben ausdrücklich nicht nur an die Katholiken dieser Welt, sondern an „jeden Menschen, der auf diesem Planeten wohnt“ und lädt „zu einem neuen Dialog ein, über die Art und Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten“.

So kann es nicht weiter gehen. Die Menschheit zerstört ihr 'gemeinsames Haus'. (Foto: Jeffrey Bruno/Flickr)
So kann es nicht weiter gehen. Die Menschheit zerstört ihr ‘gemeinsames Haus’. (Foto: Jeffrey Bruno/Flickr)

Bei diesem Dialog beginnt der Papst mit dem Stand der Wissenschaft: „Zahlreiche wissenschaftliche Studien zeigen, dass der größte Teil der globalen Erwärmung auf die starke Konzentration von Treibhausgasen  zurückzuführen ist, die vor allem aufgrund des menschlichen Handelns ausgestoßen werden.“ Später benennt er dann die Hauptschuldigen: die „Verbrennung von fossilem Kraftstoff – vor allem von Kohle, aber auch von Erdöl und, in geringerem Maße, Gas“. Und in Richtung der Klimaleugner sagt er: “In Bezug auf viele konkrete Fragen ist es nicht Sache der Kirche, endgültige Vorschläge zu unterbreiten, und sie versteht, dass sie zuhören und die ehrliche Debatte zwischen den Wissenschaftlern fördern muss, indem sie die Unterschiedlichkeit der Meinungen respektiert. Es genügt jedoch, aufrichtig die Realität zu betrachten, um zu sehen, dass unser gemeinsames Haus stark beschädigt ist.”

Anschliessend erlaubt sich der Papst „allgemeine Wege (…) zu skizzieren, die uns helfen sollen, aus der Spirale der Selbstzerstörung herauszukommen.“ Er mahnt einen „weltweiten Konsens“ an, „der dazu führt, erneuerbare Energieformen zu entwickeln, eine grössere Energieeffizien zu fördern, eine angemessene Verwaltung der Ressourcen aus Wald und Meer voranzutreiben und allen den Zugang zu Trinkwasser zu sichern.“ Franziskus sagt aber auch klar, welche Instrumente er für ungeeignet hält: „Die Strategie eines An- und Verkaufs von ‚Emissionszertifikaten‘ kann Anlass zu einer neuen Form von Spekulation geben und wäre einer Reduzierung der globalen Ausstoßung von umweltschädlichen Gasen nicht dienlich.“

Breiten Raum räumt die Enzyklika der internationalen Umweltpolitik ein, denn: „Auffallend ist die Schwäche der internationalen politischen Reaktion.“ So ist der Papst vom Rio+20 Gipfel enttäuscht, der „eine weitschweifende und unwirksame Abschlusserklärung“ produziert hat. Und nicht zuletzt auf die Klimaverhandlungen ist dieser Satz gemünzt: die „Umwelt-Gipfeltreffen der letzten Jahre (haben) nicht den Erwartungen entsprochen, denn aus Mangel an politischer Entscheidung haben sie keine wirklich bedeutungsvollen und wirksamen globalen Umweltvereinbarungen erreicht.“ Franziskus nennt aber auch positive Beispiele wie das Montreal Protokoll zum Schutz der Ozonschicht und die Basler Konvention über gefährliche Abfälle.

Im Hinblick auf die Klimaverhandlungen unterstreicht der Papst mehrfach, dass die reichen Länder in der Pflicht sind, den ärmeren Ländern zu helfen. Für letztere ist es wichtig, „dass sie die Hilfe jener Länder einplanen können, die auf Kosten der aktuellen Verschmutzung des Planeten ein starkes Wachstum verzeichnen konnten.“ Dem Papst scheinen aber auch die Berechnungen des Klimaökonomen Nicholas Stern bekannt zu sein: „Die Kosten (sind) gering, wenn man sie mit den Risiken des Klimawandels vergleicht.“

Der Papst mahnt also eine Renovation „unseres gemeinsamen Hauses“ an, das „stark beschädigt ist“. Und um klar zu machen, dass es so nicht weiter gehen kann, zitiert er seinen Vor-Vorgänger Johannes Paul II: „Wenn wir die verschiedenen Gegenden des Planeten betrachten, erkennen wir bedauerlicherweise sofort, dass die Menschheit die Erwartungen Gottes enttäuscht hat.“ mic

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[1] Papst Franziskus, 18.06.2015: Laudato Si’ – Über die Sorge für das gemeinsame Haus (PDF)