USA veröffentlichen 2050 Klimaschutzplan

Treibhausgasemissionen sollen um 80 Prozent sinken, ein Kohleausstieg ist aber nicht vorgeshen

Ein Mantra der Wirtschaftsvertreter an der Klimakonferenz in Marrakesch ist die Forderung nach Investitionssicherheit durch langfristig berechenbare Rahmenbedingungen. Ein Mittel, um der Wirtschaft zu signalisieren, wohin die Entwicklung geht, sind 2050 Klimapläne. Nun haben auch die USA einen solchen vorgelegt.

Der Saal war brechend voll. Viele Teilnehmer der Klimakonferenz in Marrakesch wollten noch einmal US-Aussenminister John Kerry hören, um sich zu vergewissern, dass eine besser Welt möglich ist. Doch neben erhebender Rethorik hatte Kerry auch eine Warnung: “Zeit ist nicht auf unserer Seite. “Parallel zu Kerrys Rede haben die USA dann ihren Klimaplan bis zum Jahr 2050 publiziert. Dieser strebt eine Reduktion der Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2050 um 80 Prozent gegenüber 2005 an. Zum Vergleich: Deutschland, das einzige andere Land mit einem derartigen Plan, strebt eine Emissionsreduktion von 80 bis 95 Prozent gegenüber 1990 an. Der deutsche Umwelt-Staatssekretär Jochen Flassbarth sagte zum US-Pla: “Ich begrüße, dass heute auch die USA eine erste Klimaschutzstrategie präsentiert haben. Diese zeigt, dass es im US-Interesse liegt, eine aktive Klimaschutzpolitik zu betreiben und damit ihre Wirtschaft zu modernisieren.”

Ein Fan. Dass John Kerry Churchill zitiert hat, ist kein Zufall. Churchill war von Marrakesch begeistert - "der netteste Ort auf der Welt, um einen Nachmittag zu verbringen". Nach einem Treffen mit US-Präsident Franklin Roosevelt im Jahr 1943 in Casablanca, überredete Churchill daher den Präsidenten für zwei Tage nach Marrakesch zu fahren. Der Zweite Weltkrieg konnte derweil warten. (Foto: Cecil Beaton / Wikipedia)
Ein Fan. Dass John Kerry Churchill zitiert hat, ist kein Zufall. Churchill war von Marrakesch begeistert – “der netteste Ort auf der Welt, um einen Nachmittag zu verbringen”. Nach einem Treffen mit US-Präsident Franklin Roosevelt im Jahr 1943 in Casablanca, überredete Churchill daher den Präsidenten für zwei Tage nach Marrakesch zu fahren. Der Zweite Weltkrieg konnte derweil warten. (Foto: Cecil Beaton / Wikipedia)

Der US-Plan stützt sich auf drei Säulen: Stromerzeugung, Energieefizienz und CO2-Senken wie Wälder. Im Referenzszenario wird bei der Stromerzeugung ein Mix von 55 Prozent erneuerbaren Energien, 17 Prozent Atomstrom und 20 Prozent Kohlestrom mit ‘CCS’ angestrebt. ‘CCS’ bezeichnet die CO2-Abscheidung und anschliessende Verpressung im Boden. Ein Ausstieg aus der Kohleverstromung ist also nicht vorgesehen. “Im Vergleich zu Deutschland ist dies nicht allzu ambitioniert”, sagt Reimund Schwarze vom Umweltforschungszentrum Leipzig. Die zweite Säule ist die Energieeffizienz. Hier streben die USA eine Verringerung des Primärenergieverbrauchs um 20 Prozent bis zum Jahr 2050 an. Zum Vergleich: Die EU strebt im Zeitraum 1990 bis 2020, eine Verbesserung der Energieeffizienz von 20 Prozent an. Die entscheidende Säule für die Erreichung der 80-Prozent-Reduktion ist die Verbesserung der CO2-Senken. Die USA wollen knapp die Hälfte der angestrebten Reduktion erzielen, indem Wälder und Böden mehr CO2 absorbieren. Für dieses Ziel gibt es im deutschen Klimaplan kein Gegenstück. Da Deutschland sehr viel dichter besiedelt ist als die USA, ist das Potential von Senken aber auch sehr viel kleiner.

Mit dem US-Plan liegen nun von zwei Ländern langfristige Klimapläne vor, die zeigen sollen, wie die erforderliche Reduktion der Treibhausgase bis zur Mitte des Jahrhunderts möglich ist. Die Ausarbeitung derartiger Pläne ist eine der Aufgaben, die das Paris-Abkommen den Ländern aufgibt. Weder der deutsche Plan noch dessen US-Pendant sind verbindlich: “Der Plan hat keinerlei Verbindlichkeit, solange er nicht in konkrete Massnahmen umgesetzt wird”, sagte Niklas Höhne vom New Climate Institute. Auf den Klimaschutz in den USA muss sich das Ganze also nicht auswirken. Höhne konnte dem Plan dennoch Positives abgewinnen. “Für die internationale Bühne ist er ein gutes Signal, selbst wenn er von der neuen Regierung nicht umgesetzt wird”, sagt er. Andere Länder könnten sich  daran orientieren, denn es gibt keine Regeln, wie so ein Dokument aussehen muss. “Insofern hat der Plan wohl richtungsweisende Bedeutung – man muss sich nur genau angucken, was drin steht.”

Dass die Regierung von Donald Trump sich nicht an den US-Klimaplan gebunden fühlen wird, weiss Kerry auch. Deshalb appelliert er – ohne Namen zu nennen – an die Führer der Welt: “Niemand hat das Recht ohne gründliche Prüfung Entscheidungen zu treffen, von denen Milliarden Menschen betroffen sind.” Sollte sich die zukünftige US-Regierung dennoch vom Kampf gegen den Klimawandel abwenden, müssten sich alle anderen Menschen umso mehr anstrengen, sagt Kerry und zitiert Winston Churchill: “Es reicht nicht immer, unser Bestes zu geben. Manchmal müssen wir tun, was erforderlich ist.” Was das bedeutet, ist für Kerry klar: “Wir müssen diesen Kampf fortsetzen.” mic

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