Bangkok hat nur noch Wasser für einen Monat

Der Wasserstand in den wichtigsten Stauseen ist so tief wie zuletzt vor 28 Jahren

Das Wetterphänomen ‚El Niño‘ sorgt für eine Dürre in Thailand. Dadurch wird die Reis- und Zuckerrohrernte beeinträchtigt. Zudem droht Bangkok, das Wasser auszugehen, wenn Meerwasser den Fluss hochdrückt.

Die thailändische Hauptstadt Bangkok hat nur noch Wasser für einen Monat, sagt der Chef des städtischen Wasserwerks, Thanasak Watanathana. „Im Moment ist nur genug Wasser in den Stauseen für etwa 30 Tage, wenn es nicht regnet.“ [1] In Thailand herrscht Dürre. In den drei wichtigsten Stauseen des Landes waren Anfang November fünf Milliarden Kubikmeter Wasser, drei Milliarden weniger als normal. Jetzt sind es noch 660 Millionen, so wenig wie zuletzt vor 28 Jahren.

Bessere Zeiten in Chiang Mai. Bauern sammeln nach der Reisernte Reisstroh ein. Dieses Jahr droht in weiten Teilen Thailands die Reisernte auszufallen.  (Foto: Takeaway/Wikipedia)
Bessere Zeiten in Chiang Mai. Bauern sammeln nach der Reisernte Reisstroh ein. Dieses Jahr droht in weiten Teilen Thailands die Reisernte auszufallen. (Foto: Takeaway/Wikipedia)

Die 10 Millionen Metropole Bangkok liegt kurz vor der Mündung des Chao Phraya in den Golf von Thailand. Wenn der Wasserstand im Fluss zu stark abfällt, fliesst Meerwasser flussaufwärts. Doch dieses Brackwasser kann nicht für die Aufbereitung von Trinkwasser genutzt werden. „An manchen Tagen, wenn das Wasser zu salzig ist, entnehmen wir dem Fluss kein Wasser. Dann nutzen wir den Wasservorrat in den Kanälen.“, erklärt Watanathana. Doch diese Vorräte sind begrenzt: „Wir können die Wasserentnahme aus dem Fluss für drei Stunden anhalten.“ [1] Aus diesem Grund ruft Watanathana die Stadtbevölkerung auf 60 Liter Wasser pro Kopf einzulagern und Wasser zu sparen. Doch der Spar-Appell hatte bislang wenig Erfolg: „Wasser ist zu billig, daher sehen die Menschen kein Bedürfnis zu sparen.“ Wasser kostet in Bangkok weniger als 25 Rappen (Euro Cents) pro 1000 Liter. „Bangkok ist vielleicht die Grossstadt mit dem billigsten Wasser auf der Welt.“ [1]

Die Dürre ist aber nicht nur ein Problem für Bangkok sondern auch für die Bauern entlang dem Chao Phraya, Thailands Lebensader. Normalerweise pflanzen sie im Mai die Reissetzlinge aus. Doch die Regierung hat die Bauern dazu aufgerufen, bis Ende Juli zu warten in der Hoffnung, dass es bis dann regnet. Viele haben sich aber nicht an diese Bitte gehalten und müssen nun mitansehen wie ihr Reis verdorrt. Aus diesem Grund häufen sich Fälle von Wasserdiebstahl. Manche Kanäle werden daher von Soldaten bewacht. Das US Landwirtschaftsministerium rechnet damit, dass Thailands Reisernte auf ein elf Jahres Tief fällt. [2] Beeinträchtigt wird zudem die Ernte von Zuckerrohr. Thailands Finanzministerium schätzt, dass wegen der Dürre das Wirtschaftswachstum 0,5 Prozent geringer ausfällt. [3] Auf den Reis- und Zuckerpreis an den Weltmärkten hatte die Dürre aber noch keinen Einfluss. Diese sind historisch gesehen relativ niedrig.

Bislang hatte die Dürre auch noch keine politischen Auswirkungen. Unter der vorherigen Regierung unter Premierministerin Yingluck Shinawatra erhielten die Bauern hohe Subventionen für Reis. Nach dem Militärputsch durch Prayut Chan-o-cha im Mai 2014 wurden diese Subventionen abgeschafft. „Aus politischer Sicht wird eine anhaltende Dürre die Abneigung gegen das Militär verstärken.“, sagt Ambika Ahuja von der Eurasia Group, einer Beratungsfirma für politische Risiken. „Es ist unwahrscheinlich, dass die Situation kurzfristig destabilisiert wird, wenn nicht noch andere Gründe hinzu kommen. Die Regierung war geschickt beim Ersticken der Opposition.“ [4] Diese Meinung teilt auch Kongkiat Opaswongkarn, von Asia Plus Securities in Bangkok: „Ich glaube nicht, dass es zu Protesten kommen wird. Wenn die Situation so kritisch wird, dass die Bauern anfangen zu protestieren, dann wird die Regierung Subventionen auflegen, um die Bauern wieder zu beruhigen.“ [4]

Grund für die Dürre in Thailand ist das Wetterphänomen ‚El Niño‘, von dessen Auftreten dieses Jahr die Wetterämter verschiedener Länder mittlerweile überzeugt sind. El Niño führt zu einer Erwärmung des Meeres vor der Westküste Südamerikas. Dadurch ändert sich das Wetter in weiten Teilen der Welt. In Südamerika regnet es mehr und in Südostasien weniger.  mic

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[1] Reuters, 06.07.2015: Hit by drought and seawater, Bangkok tap water may run out in a month

[2] Agrimoney, 06.07.2015: Drought to cut Thai rice output to 11-year low

[3] Bangkok Post, 10.07.2015: Dry spell to cut half-point off growth

[4] Bloomberg, 09.07.2015: Thai Drought Pits Army Against Farmers Over Water Curbs