Ölpreis nähert sich der 80 Dollar Marke

Opec korrigiert erwartete Nachfrage nach unten

Im Juni lag der Ölpreis bei 115 Dollar. Jetzt nähert er sich 80 Dollar. Das schwache Wachstum in Europa und China und der steigende Dollarkurs belasten den Ölmarkt.

Der Verfall des Ölpreises geht weiter. Am Dienstag hat Saudi Arabien seinen Referenzpreis für den US-Markt gesenkt, woraufhin prompt die Kurse einbrachen. Am Mittwoch gab es dann eine leichte Erholung aufgrund von Gerüchten in dem Wüstenkönigreich sei eine Pipeline explodiert. Diese Gerüchte haben sich aber nicht bestätigt. Am Donnerstag hat dann die Opec einen Bericht über die zu erwartende Ölnachfrage und –produktion vorgestellt. Darin korrigiert sie die erwartete Nachfrage nach Opec Öl für die Jahre 2015 bis 2035 nach unten. Das Resultat: Der Ölpreis fällt auf noch 82,86 Dollar pro Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent. Damit hat der Ölpreis seit Juni dieses Jahres knapp 30 Prozent seines Werts eingebüsst.

Nicht so knapp: Die Ölreserven der Welt (inklusive unkonventionelles Öl) (Daten: CIA, Grafik: Wikipedia)
Nicht so knapp: Die Ölreserven der Welt (inklusive unkonventionelles Öl) (Daten: CIA, Grafik: Wikipedia)

Trotzdem ist nicht mit einer Kürzung der Ölförderung durch die Opec zu rechnen. Bei der Vorstellung des Berichts sagte Opec Chef Abdalla El Badri die Situation sei „nicht kritisch“ und weiter: „Wir sind besorgt aber nicht in Panik.“ [1] Für die Märkte war dies ein Fingerzeig, dass das Ölförderkartell bei seiner nächsten Sitzung am 27. November die Förderquoten der einzelnen Opec Mitglieder unverändert lässt. Druck auf den Ölpreis gab es aber noch aus zwei weiteren Gründen. Zum einen hat Libyen angekündigt demnächst die Förderung im Sharara Feld wieder aufzunehmen. Das grösste Ölfeld des Landes hatte die Produktion eingestellt, nachdem Bewaffnete in die Anlage eingedrungen waren. Zum anderen fiel der Euro auf ein Zwei-Jahres-Tief zum Dollar. Während die US-Notenbank den Aufkauf von Staatsanleihen einstellen will, hat ECB-Chef Mario Draghi angedeutet in Europa genau das Gegenteil zu tun: Durch Ankäufe von Finanztiteln soll die Bilanzsumme der ECB um 1000 Milliarden Euro erhöht werden. Dadurch sinkt der Euro und der Dollar steigt. Da Öl in Dollar gehandelt wird, erhöht das den Druck auf den Ölpreis. Denn Importländer müssen sich erst teure Dollar kaufen, um anschliessend Öl kaufen zu können. Aus ihrer Sicht wird Öl dadurch teurer, was zu einem Rückgang der Nachfrage führt. Gene McGillian von der Energieberatungsfirma Tradition Energy fasst die Situation am Ölmarkt daher so zusammen: „Kein Ölproduzent ist in der Lage die Produktion zu senken. Aber wir fürchten eine europäische Rezession, ein geringeres Wachstum in China und einen starken Aufschwung in den USA, der den Dollarkurs nach oben treibt.“ [2]

Einige Ölförderländer sehen aber nicht nur Marktkräfte am Werk, sondern vermuten, dass der Ölpreisverfall politische Gründe hat. „Der offensichtliche Grund für den Verfall des Ölpreises ist der Rückgang des weltweiten Wirtschaftswachstums.“ sagt Russlands Präsident Wladimir Putin. Aber: „Im Ölpreis ist immer eine politische Komponente präsent und es kommt ein Punkt, wo man das Gefühl hat, dass es die Politik ist, die den Preis von Energieressourcen dominiert.“ [3] Damit spielt Putin auf die Theorie an, dass Saudi Arabien und die USA den Ölpreis nach unten treiben, um Russland und dem Iran zu schaden. Ironischerweise scheint er bei seiner Klage zu übersehen, dass Russland den Gaspreis etwa für die Ukraine primär nach politischen Überlegungen festlegt. Aber auch Iran sieht dunkle Kräfte am Werk: „Einige sogenannt ‚islamische‘ Länder in der Region dienen den Interessen Amerikas und anderer arroganter Mächte, indem sie versuchen Iran unter Druck zu setzen.“ sagt Mohammad Baqer Nobakht, der iranische Regierungssprecher. „Der Westen hat (mit den Sanktionen) unsere Ölproduktion von vier Millionen Barrel pro Tag auf noch eine Million gezwungen und der Verfall des Ölpreises ist der neuste Trick des Westens.“ [4] Denn der Iran braucht einen Ölpreis 136 Dollar um den Staatshaushalt auszugleichen und Russland 114 Dollar. [5] Der niedrige Ölpreis erfreut so nicht nur die Autofahrer sondern auch die Strategen. mic

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[1] Bloomberg, 06.11.2014: OPEC Cuts Most Demand Forecasts for Its Crude on U.S. Boom

[2] Reuters, 06.11.2014: Oil ends down again as supply worry, dollar strength weigh

[3] The Telegraph, 06.11.2014: Vladimir Putin: oil price decline has been engineered by political forces

[4] Reuters, 21.10.2014: Iran says lower oil prices a new tactic to undermine its economy

[5] Weltinnenpolitik, 09.09.2014: Und der Ölpreis fällt und fällt