Chinas CO2 Emissionen bleiben im vierten Jahr stabil

China schafft Voraussetzung für Führungsrolle in der globalen Klimapolitik

In Paris hat sich China ausbedungen, die Emissionen noch bis zum Jahr 2030 steigern zu können. Möglicherweise haben Chinas Emissionen ihren Höhepunkt aber schon hinter sich.

Der Kampf gegen den Klimawandel wird vor Allem in China entschieden. Das Land ist für 27 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich – für mehr als die USA (14 Prozent) und die EU (10 Prozent) zusammen. [1] Nur wenn in China die Emissionen fallen, besteht eine Chance die Klimaerwärmung zu stoppen. Die gute Nachricht lautet: Dieses Jahr werden die CO2-Emissionen dort voraussichtlich um ein Prozent zurückgehen, wie aus Berechnungen der Umweltorganisation Greenpeace hervorgeht. [2] Damit wären Chinas CO2-Emissionen das vierte Jahr in Folge stabil oder sogar rückläufig. „Dieser Trend gibt Hoffnung, dass der globale Emissionshöhepunkt in Griffweite sein könnte“, sagt Li Shuo von Greenpeace China. Im Pariser Klimaabkommen hat China zugesagt, dass die Emissionen kurz vor dem Jahr 2030 ihren Höhepunkt erreichen. Gemäss Greenpeace ist es aber „so gut wie sicher“, dass China dieses Ziel übererfüllt.

Chinesisch verspargelt. Bis die Luft überall so sauber ist wie auf diesem Foto aus der Shanxi Provinz wird es wohl etwas dauern. Dies ist nicht zuletzt die Schuld von Shanxi. Die Provinz beherbergt ein Drittel von Chinas Kohlevorkommen. (Foto: Hahaheditor12667 / Wikipedia)
Chinesisch verspargelt. Bis die Luft überall so sauber ist wie auf diesem Foto aus der Shanxi Provinz wird es wohl etwas dauern. Dies ist nicht zuletzt die Schuld von Shanxi. Die Provinz beherbergt ein Drittel von Chinas Kohlevorkommen. (Foto: Hahaheditor12667 / Wikipedia)

Die Reduktion der Emissionen ist dreierlei zu verdanken: Die Wirtschaft wächst langsamer, der Kohleverbrauch sinkt und der Anteil der Erneuerbaren nimmt schnell zu. Diese Entwicklung war noch vor wenigen Jahren nicht absehbar. Doch die Luftverschmutzung in Chinas Städten hat ein Umdenken erforderlich gemacht. Ausserdem gelang es dem früheren US-Präsidenten Barack Obama ein Klimaallianz mit Chinas Präsident Xi Jinping zu schliessen. Die USA und China haben daraufhin im Tandem den Grundstein für das Pariser Klimaabkommen gelegt, das sie dann am gleichen Tag ratifiziert haben. Doch mit dem neuen US-Präsidente Donald Trump besteht die Gefahr, dass diese Zusammenabrbeit in der Klimapolitik nicht fortgesetzt wird. „Während Trumps Rethorik die Welt in Zweifel lässt, was sein Plan für den Kampf gegen den Klimawandel ist, wird China in eine Führungsposition gestossen“, sagt Li Shuo. Diese Meinung teilt auch Gregory Barker, der frühere britische Klimaminister: „Man muss verstehen, dass China sehr viel Geld in saubere Energien investiert hat. Wenn Amerika nicht führt, dann ist klar, dass China dies tun wird.“ [3]

Überm Berg. Chinas CO2-Emissionen haben vielleicht schon im Jahr 2013 ihren Höhepunkt erreicht. (Grafik: Greenpeace)
Überm Berg. Chinas CO2-Emissionen haben vielleicht schon im Jahr 2013 ihren Höhepunkt erreicht. (Grafik: Greenpeace)

Doch China allein reicht nicht, um die internationale Klimapolitik voranzubringen, fürchtet Li Shuo. „Wenn es eine Lektion zu lernen gibt von der US-China Kooperation, dann, dass gigantische politische Ressourcen erforderlich sind“, um Fortschritte beim Klimaschutz zu erzielen. [4] Das heisst, China braucht einen Partner. Hier sieht Li Shuo die EU in der Pflicht: „Die EU muss sich der Herausforderung stellen und die Lücke füllen, die die US-Regierung hinterlassen hat.“ [4] Doch bislang seien EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und EU-Ratspräsident Donald Tusk „bemerkenswert stumm“ beim Thema Klimapolitik. „Ohne Engagement der EU-Präsidenten wird die EU-China Kooperation auf das technische Niveau begrenzt bleiben.“ [3] Um dieses kümmert sich demnächst EU-Klimakommissar Miguel Arias Canete. Ende März wird er Peking besuchen, um dort von Europas Erfahrungen mit einem Emissionshandelssystem zu berichten. [3] Vielleicht liegt Li Shuo aber auch falsch, wenn er die EU-Präsidenten in die Pflicht nimmt, und die entscheidende Person ist die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie hat beim G20 Gipfel im Juli in Hamburg die Möglichkeit, zusammen mit Xi die Klimaagenda zu setzen. mic

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?
Dann abonnieren Sie doch weltinnenpolitik.net per RSS oder Email
oder folgen sie der Facebook Seite

[1] WRI, Stand 28.02.2017: CAIT Climate Data Explorer

[2] Greenpeace, 28.02.2017: China forecasts fourth year of stable or declining CO2 emissions, as world awaits Trump climate action

[3] Reuters, 01.02.2017: Faced with U.S. retreat on climate change, EU looks to China

[4] Maeve McLynn and Li Shuo, 16.02.2017: EU and China can outflank Trump on climate change