Brasilien nicht mehr Weltmeister im Urwaldroden

Dank Fortschritten beim Waldschutz in Brasilien liegt nun Indonesien auf Platz eins

Indonesien hat im Jahr 2012 fast doppelt soviel Wald zerstört wie Brasilien. Dabei sind die indonesischen Urwälder nur ein Viertel so gross wie der Amazonas Regenwald. Ausserdem hat sich die Abholzung in Indonesien noch beschleunigt, während sie in Brasilien deutlich zurückgegangen ist.

Brasilien hat gezeigt, dass es möglich ist: Wenn der politische Wille vorhanden ist, kann die Rodung des Urwalds deutlich verlangsamt werden. Innert zehn Jahren ist in Brasilien die Fläche, die jährlich abgeholzt oder gerodet wird um 80 Prozent zurückgegangen. Im Jahr 2012 sind ‚nur‘ noch 4600 Quadratkilometer (km2) Amazonasurwald vernichtet worden. Dank dieses Erfolgs ist Brasilien zum ersten Mal seit Jahrzehnten nicht mehr das Land, wo am meisten Urwald verloren geht. Diesen Titel trägt nun Indonesien. Dort wurden 8400 km2 Regenwald zerstört. Damit sichert sich Indonesien noch in einer weiteren Rangliste einen Podestplatz: Nach den USA und China ist das Land der drittgrösste Treibhausgasemittent der Welt. Einen vorderen Platz dürfte Indonesien zudem auf der Rangliste der Länder einnehmen, die am meisten Arten ausrotten. Die Wälder des Inselreichs beherbergen 10 Prozent aller Pflanzenarten, 12 Prozent aller Säugetier- und 17 Prozent aller Vogelarten. [1]

Dieser junge Urwaldbewohner hofft darauf, dass Indonesien die Zerstörung der Wälder in den Griff bekommt (Foto: Mongabay)
Dieser junge Urwaldbewohner hofft darauf, dass Indonesien die Zerstörung der Wälder in den Griff bekommt (Foto: Mongabay)

Eigentlich gilt in Indonesien seit Mai 2011 ein Moratorium für die Urwaldrodung. Es werden keine neuen Lizenzen für die Umwandlung von Wald in Plantagen mehr erteilt. Doch „es scheint als ob das Moratorium nicht den gewünschten Effekt hatte“ sagt ein neuer Bericht der Universität Maryland. [1] „Im Gegenteil: das erste volle Jahr dieser Studie innerhalb der Moratoriumsperiode hat den grössten Verlust an Waldverlust gezeigt.“ Besonders auffällig ist, dass der Waldverlust in von der Regierung gemanagten Gebieten 2,2 Mal grösser war als ausserhalb. Die Studie kommt weiter zu dem Schluss, dass die Waldrodung nicht von Kleinbauern sondern vor Allem von „agro-industriellen Landentwicklern“ betrieben wird. Diese nutzen das gerodete Land für Palmölplantagen und die gefällten Bäume für die Papierherstellung. Indonesien ist der grösste Palmölproduzent der Welt.

Besonders brisant sind die neuen Studienergebnisse für Norwegen. Oslo hat im Jahr 2010 versprochen, Indonesien mit einer Milliarde Dollar zu unterstützen, wenn die Entwaldungsrate deutlich zurückgeht. Bislang hat Norwegen 50 Millionen Dollar in Indonesien investiert. „Die Partnerschaft ist ein starker finanzieller Anreiz“ etwas für den Waldschutz zu tun, sagt Gunhild Oland Santos Nedrelid, eine Sprecherin des norwegischen Umweltministeriums. [2] Und wie das Geld am besten investiert wird, erklärt Belinda Margono, die Hauptautorin der neuen Studie: „Wir müssen die Durchsetzung des Rechts verbessern, die Kontrolle der Waldgebiete.“ [3] Hilfreich ist hier auch die Reorganisation der indonesischen Forstbehörde. Zudem geben Gerichte des Inselstaates immer öfter den indigenen Waldbewohnern Recht, wenn diese Agrarkonzerne vor Gericht zitieren.

Wie in Indonesien wird auch in Malaysia der Urwald abgeholzt, um Platz für Palmölplantagen zu schaffen (Foto: Mongabay)
Wie in Indonesien wird auch in Malaysia der Urwald abgeholzt, um Platz für Palmölplantagen zu schaffen (Foto: Mongabay)

Langfristig ist aber die Haltung der grossen Agrarkonzerne und deren Kunden entscheidend. Umweltorganisationen wie Greenpeace setzen dazu grosse Lebensmittelhersteller wie Nestle oder Unilever unter Druck (siehe Greenpeace KitKat Clip auf youtube). Diese geben den Druck dann an ihre Zulieferer in Indonesien weiter. So ist es gelungen, dass die grössten indonesischen Agrarkonzerne wie Wilmar [3], Golden Agri-Ressources und Asia Pulp & Paper APP nun eine Null-Entwaldungspolitik verfolgen und diese sogar von Umweltorganisationen überprüfen lassen: „Wir würden nicht unseren Ruf aufs Spiel setzen, wenn wir nicht den Eindruck hätten, dass APP es ernst meint.“ Sagt Richard Donovan, Vizechef der Umweltorganisation Rainforest Alliance, die die Umsetzung von APPs Versprechen kontrolliert. Und Scott Poynton, Direktor bei der Umweltorganisation The Forest Trust, ermutigt Käufer mittlerweile dazu, wieder bei APP zu kaufen: „Kunden sollten wieder anfangen von APP zu kaufen, um sie zu ermutigen: ‚Ja, ihr seit auf dem richtigen Weg.‘“ Poynton vegleicht die Entscheidung des APP Managements, auf Rodungen zu verzichten, mit dem Sprung von einer „Klippe“. „Die Person muss wissen, dass sich der Fallschirm irgendwann öffnet. Wenn andere Firmen sehen, dass APP wieder an Marktanteilen gewinnt, dann werden sie sich eher anschliessen.“ [4] mic

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