Wall Street verlangt Klimaschutz

Während Trump über das Paris Abkommen nachdenkt, fordern Grossinvestoren Klimaschutz

Die Aktionäre von Exxonmobil haben genug. Sie wollen wissen, was ihre Firma noch wert ist, wenn die Welt den Klimaschutz ernst nimmt.

Die Aktionäre von Exxonmobil haben dem Management des grössten, privaten Ölkonzerns der Welt gezeigt, wer Chef ist. Bei der Generalversammlung der Firma am Mittwoch Abend in der texanischen Ölmetropole Dallas, haben sie gegen das Management gestimmt. 62 Prozent der Aktionäre wollen, dass Exxonmobil aufzeigt, wie sich Klimaschutzmassnahmen auf das zukünftige Geschäft auswirken. Sie wollen über die „finanziellen Risiken“ aufgeklärt werden, die sich aus „einer Reduktion der Nachfrage“ ergeben, wenn die Länder Massnahmen zur Erreichung des „global vereinbarten zwei Grad Ziels“ ergreifen. [1] Dem entgegnete Exxonmobil Chef Darren Woods: „Das Management glaubt, dass die Firma die künftigen Auswirkungen von politischen Entwicklungen adäquat untersucht hat.“ [2] Folglich lehnte Woods den Wunsch der Aktionäre nach mehr Transparenz ab.

Mehr Erfolg in der GV. Früher haben Aktivisten vor dem Gebäude demonstriert, in dem Exxonmobil seine GV abhält. Heute haben sie IN der GV die Mehrheit. (Foto: Greenpeace)
Mehr Erfolg in der GV. Früher haben Aktivisten vor dem Gebäude demonstriert, in dem Exxonmobil seine GV abhält. Heute haben sie IN der GV die Mehrheit. (Foto: Greenpeace)

Um die Klimaerwärmung auf „deutlich unter zwei Grad“ zu begrenzen, wie es das Paris-Abkommen verlangt, müssen zwei Drittel der bekannten Kohle-, Öl- und Gasreserven im Boden bleiben. [3] Die Aktionäre befürchten daher, dass Energiekonzerne viel Geld in neue Fördergebiete investieren, die dann nicht ausgebeutet werden können. Aus diesem Grund haben der Pensionsfond des US-Bundesstaats New York und die Kirche von England die Offenlegung dieses Klimarisikos verlangt. Dabei erhielten sie dieses Jahr Unterstützung vom grössten Vermögensverwalter der Welt Blackrock sowie von dessen kleineren Konkurrenten Vanguard. Im Anschluss an die Kampfabstimmung sagte Thomas DiNapoli, der Chef von New Yorks Pensionskassen: „Dies ist ein beispielloser Sieg für Investoren im Kampf um einen reibungslosen Übergang hin zu einer klimafreundlichen Wirtschaft. Der Klimawandel ist eines der grössten Langfrist-Risiken in unserem Portfolio und hat einen direkten Einfluss auf das Kerngeschäft von Exxonmobil.“ [4]

Mit dem Sieg in der Kampfabstimmung haben die Exxonmobil-Aktionäre ein deutliches Zeichen zugunsten des Paris Abkommens gesetzt – einen Tag bevor US-Präsident Donald Trump bekannt geben will, ob die USA dem Vertrag weiter angehören. Edward Mason von der Kirche von England sagte denn auch: „Trump handelt im Widerspruch zur Wallstreet und zu den weltgrössten Investoren.“ [2] Sollte Trump tatsächlich aus dem Paris-Abkommen aussteigen, hätte er noch nicht mal das Exxonmobil-Management hinter sich: Die Firma, die bis vor Kurzem vom heutigen US-Aussenminister Rex Tillerson geleitet wurde, unterstützt das Abkommen. Ausserdem fordert Exxonmobil eine CO2-Steuer, wie viele andere Öl- und Gasmultis auch. Das ist zumindest Trumps Vorgänger, Barack Obama, nicht verborgen geblieben. Dieser sagte vor drei Wochen: “Die Wirtschaft hat sich bereits festgelegt, dass unsere Zukunft in sauberen Energien liegt.“ [5] Diese Auffassung teilt DiNapoli: „Die absichtliche Ignoranz der Trump-Regierung beim Klimawandel wird das Momentum in der Wirtschaft nicht stoppen, wo noch Vernunft herrscht.“ [6]

Im Vorfeld der Entscheidung Trumps machen US-Unternehmen einen letzten Versuch, den Präsidenten auf das Abkommen einzuschwören. Dazu haben sie am Donnerstag eine ganzseitige Anzeige in der New York Times geschaltet, eine Zeitung, die Trump liest. Darin wenden Sie sich direkt an ihn: „Lieber Präsident Trump, Als einige der grössten Firmen in den USA bitten wir Sie dringend, die USA im Paris-Abkommen zu halten.“ [7] Unterzeichnet ist der Appell von Tech-Giganten wie Apple, Google, Facebook und Microsoft, Konsumgüterkonzernen wie Unilever und Mars, Modelabels wie Gap und Levi’s und anderen. Der Gründer des Elektro-Autobauers Tesla und Trump-Berater, Elon Musk, warnte derweil via Twitter: Er werde „keine andere Wahl haben als den Beraterstab zu verlassen“, falls Trump aus dem Abkommen aussteigt. [8] Diese Frage könnte sich auch Trumps Wirtschaftsberater und Ex-Chef der US-Investmentbank Goldman Sachs, Gary Kohn, stellen. Dieser hatte auf dem Rückflug von Trumps Nahost- und Europareise gesagt: „Kohle macht nicht mehr so viel Sinn“ und mit Erneuerbaren könnten die USA wieder zu einer „Industriemacht“ werden – also genau das was Trump will. [9] Nur weiss er’s vielleicht nicht. mic

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?
Dann abonnieren Sie doch weltinnenpolitik.net per RSS oder Email
oder folgen sie der Facebook Seite

[1] NY State Comptroller, undatiert: Exxonmobil Corporation Shareholde Proposal (PDF)

[2] Guardian, 31.05.2017: Shareholders force ExxonMobil to come clean on cost of climate change

[3] Carbon Tracker, undatiert: Unburnable Carbon

[4] NY State Comptroller, 31.05.2017: DiNapoli Statement in Response to Majority Support at Exxon Annual Meeting

[5] Politico, 31.05.2017: On climate change, who needs Donald Trump?

[6] NY State Comptroller, 31.05.2017: DiNapoli Statement on Reports Trump Administration Will Withdraw From Paris Agreement

[7] C2ES, 01.06.2017: Anyeige in der New York Times

[8] Elon Musk, 31.05.2017: Twitter Statement (siehe Antwort auf erste Frage)

[9] ThinkProgress, 27.05.2017: Top Trump economic adviser: ‘Coal doesn’t even make that much sense anymore’