Alternativen zu Word, Excel und Co.

Microsofts Quasimonopol kommt – trotz heftiger Gegenwehr – unter Druck

Mit Word, Excel und Co. hat Microsoft ein Quasimonopol im Markt für Office-Lösungen. Damit dem nicht so bleibt, unterstützen immer mehr Software-Konzerne OpenOffice oder entwickeln Office-Dienste, die über das Internet genutzt werden können.

Wer einen Computer hat, kommt kaum um sie herum: Microsoft-Programme. Mit dem Betriebssystem Windows und dem Office-Paket (Word, Excel etc.) scheffelt Bill Gates Milliarden. Doch nun kommt Bewegung in den Markt für Office-Lösungen. Das Quasimonopol von Microsoft kommt dabei von zwei Seiten unter Druck – durch Offline-Anwendungen wie OpenOffice und durch Online-Dienste wie Google Apps.

Die grösste Herausforderung für Microsoft im Offline-Bereich ist OpenOffice respektive Star Office. Zur Jahrtausendwende hat der amerikanische Software-Konzern Sun Microsystems sein Star Office Open Source gestellt. Das Programmpaket kann nun unter dem Namen OpenOffice kostenlos im Internet heruntergeladen werden. Open bzw. Star Office sind weitgehend identisch.

Beide erfreuen sich der Unterstützung namhafter Software-Konzerne: Neben Sun gehören unter anderem Google und seit einigen Tagen auch IBM zu den Sponsoren. IBM stellt 35 Programmierer für die Weiterentwicklung von OpenOffice ab. Google bietet derweil das ansonsten kostenpflichtige Star Office zum kostenlosen Download an. Insgesamt wurde Open oder Star Office bereits 98 Millionen Mal heruntergeladen.

Kostenlose Alternativen zu Word, Excel und Co. finden sich aber auch im Internet. Am bekanntesten ist Google Apps. Der Suchmaschinenbetreiber bietet Textverarbeitung, Tabellenkalkulation etc. als Dienst an, der über das Internet genutzt werden kann. Sowohl die Programme wie auch die damit erstellten Dokumente befinden sich auf Google-Servern. Der Zugang erfolgt über einen Browser wie zum Beispiel Microsoft Explorer oder Mozilla Firefox.

Der wesentliche Vorteil besteht darin, dass mehrere Personen an dem Dokument arbeiten können. Dafür haben die Online-Dienste aber weniger Funktionen.

Alle Alternativen zu Microsoft Office sind mit diesem kompatibel: Sie können sowohl Dokumente öffnen, die mit Microsoft-Programmen erstellt wurden, wie auch Dokumente auf Wunsch im jeweiligen Microsoft-Standard abspeichern. Normalerweise benutzen OpenOffice etc. aber das Open-Document-Format, kurz ODF. ODF ist derzeit der einzige ISO zertifizierte Standard für digitale Dokumente.

Da der Standard offen ist, braucht man nicht die Software eines bestimmten Herstellers, um diese Dokumente zu öffnen. Aus diesem Grund propagieren verschiedene Regierungen, wie auch die EU-Kommission, die Verwendung von ODF. So können sie sicherstellen, dass sie Dokumente, die nur in digitaler Form archiviert wurden, auch in Zukunft noch lesen können.

Kampflos gibt sich Microsoft aber nicht geschlagen. Der Konzern versucht derzeit, seinen eigenen Standard, OOXML, von der ISO zertifizieren zu lassen, und kämpft dabei mit harten Bandagen (siehe untenstehender Beitrag).

Wer einen Blick in die Microsoft-Bilanz wirft, weiss warum. Die Microsoft Business Division, die u. a. für Office-Software verantwortlich zeichnet, hat im letzten Geschäftsjahr (bis Ende Juni 2007) 10,8 Mrd. Dollar Gewinn erwirtschaftet. Dies entspricht 58,5% des Konzerngewinns. Da ist die kostenlose Konkurrenz natürlich ärgerlich. Office-Software wird zur «commodity», also zu einem Standardprodukt, für das die Benutzer nicht mehr zu zahlen bereit sind.

Doch noch ist die Marktmacht von Microsoft erdrückend. Gartner Group, ein Internet-Marktforschungsunternehmen, schätzt, dass auf weniger als 2% aller Computer in den USA Open oder Star Office installiert ist. In Unternehmen erfreuen sich die beiden Software-Pakete aber grösserer Beliebtheit. 19% der amerikanischen KMU nutzen Writer und Calc statt Word und Excel, schätzt die Yankee Group, ein anderes Internet-Marktforschungsunternehmen.

Der Angriff auf Microsofts Quasimonopol ist eröffnet und mit zunehmendem Marktanteil der Alternativprogramme dürfte es Microsoft immer schwerer fallen, weiter Monopolpreise zu verlangen. Ein bisschen Wettbewerb hat noch niemandem geschadet. mic

Aus der Basler Zeitung vom 29.10.2008