Beim G7 Treffen geht’s ums Klimageld

Deutschland will mit einer Wetterversicherung ein besonders heikles Klimathema entschärfen

Deutschland will die G7 Präsidentschaft nutzen um die Klimaverhandlungen voran zu bringen. Ein Ansatz ist hier ein innovatives Versicherungsmodell zur Abgeltung von Klimaschäden.

Während sich in Bonn Klimadiplomaten durchs Kleingedruckte des Verhandlungstextes arbeiten, treffen sich am nächsten Wochenende auf Schloss Elmau die Staats- und Regierungschefs der G7 Staaten. Diese kümmern sich um die wesentlichen Fragen der Klimapolitik: ums Geld und um die Vision. So werden die G7 Chefs diskutieren, ob die internationale Klimapolitik neben dem Zwei-Grad-Ziel ein weiteres Klimaziel braucht. Denn um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen, müssen die weltweiten CO2 Emissionen in diesem Jahrhundert auf Null sinken. Deutschland und einige andere Länder wollen daher, dass die Länder der Welt sich heute schon festlegen, in welchem Jahr die Emissionen auf Null sinken. Würden sich die G7 Staaten auf ein solches Ziel verständigen, wäre das ein wichtiges Signal an die Klimaverhandler.

Klimaschaden: Deutschland will 500 Millionen Menschen gegen Verluste in Folge von Wetterextremen versichern. (Foto: Oxfam)
Klimaschaden: Deutschland will 500 Millionen Menschen gegen Verluste in Folge von Wetterextremen versichern. (Foto: Oxfam)

Sehr viel kurzfristiger geht‘s aber vor allem um Geld. Deutschland ist beim Petersberger Klimadialog hier bereits in Vorlage gegangen: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat dort angekündigt, dass Deutschland seine Klima-Hilfsgelder ab dem Jahr 2020 auf vier Milliarden Euro pro Jahr verdoppeln wird. Bei der Klimakonferenz in Kopenhagen im Jahr 2009 hatten die Industriestaaten versprochen, ab 2020 jährlich 100 Milliarden Dollar für den Kampf gegen den Klimawandel in Entwicklungsländern zu „mobilisieren“. Gemäss Weltbank besteht derzeit aber noch eine Lücke von 70 Milliarden Dollar. Die Entwicklungsländer sorgen sich daher, dass die Industriestaaten ihr Versprechen brechen und fordern bei den Klimaverhandlungen Garantien. Hier ist Merkel den Entwicklungsländern beim Petersberger Klimadialog ebenfalls entgegen gekommen: „Mit Blick auf ein konsensfähiges Abkommen (bei den Klimaverhandlungen in Paris im Dezember) wird es sehr darauf ankommen, einen klaren Fahrplan zur Schließung dieser Lücke aufzuzeigen.“, sagte Merkel. [1] Bislang haben die Industriestaaten einen solchen „Fahrplan“ stets als unnötig erachtet. Die Ankündigung Merkels „hat einige G7 Länder sehr nervös gemacht“, sagt daher Jan Kowalzig von der Entwicklungsorganisation Oxfam.

Nervös macht viele Industriestaaten auch ein weiteres Thema bei den Klimaverhandlungen: ‚Verluste und Schäden‘. Bei diesem Begriff aus der Versicherungswirtschaft geht es um die Kompensation von Schäden, die durch den Klimawandel entstehen. Das Paradebeispiel sind hier die kleinen Inselstaaten: Diese tragen kaum zu den weltweiten CO2 Emissionen bei, könnten aber in Folge des Klimawandels untergehen. Eine Kompensation für derartige Schäden lehnen die Industriestaaten strikt ab. Beim G7 Gipfel will Merkel ihre Kollegen aber von einem Modell überzeugen, das zumindest einen Teil der Klimaschäden deckt: die Klimarisikoversicherungen. Hier versichern sich einzelne Bauern, Unternehmen oder ganze Länder gegen Wetterextreme. Wenn etwa die Regenmenge in einem Jahr unter einem bestimmten Grenzwert liegt, zahlt die Versicherung. Die Versicherung ist also an die Regenmenge gekoppelt und nicht an Dürreschäden. „Damit haben die Bauern einen Anreiz, ihre Ernte nicht kaputt gehen zu lassen.“, sagt Kowalzig. Ausserdem sei es viel billiger die Regenmenge zu messen, als einzelne Schadensfälle zu bearbeiten. Derzeit haben rund 100 Millionen Menschen in den Entwicklungsländern Zugang zu derartigen Versicherungen. Beim G7 Gipfel wird sich Merkel dafür einsetzen, diese Zahl bis 2020 auf 500 Millionen zu erhöhen. Dazu stellt die deutsche Bundesregierung 150 Millionen Euro zur Verfügung und hofft, dass sich die anderen G7 Länder ebenfalls an diesem Programm beteiligen. [2] Mit dem Geld können etwa die Versicherungsprämien subventioniert werden, damit sich auch Kleinbauern gegen Dürre versichern können. „Das könnte die Verhandlungen über ‚Verluste und Schäden‘ erleichtern.“, sagt Kowalzig. Der Leiter der Schweizer Delegation bei den Klimaverhandlungen, Franz Perrez, stimmt dem zu: „Das könnte ein Puzzlestein bei den Verhandlungen über ‚Verluste und Schäden‘ sein.“ mic

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[1] Angela Merkel, 19.05.2015: Rede von Bundeskanzlerin Merkel zum VI. Petersberger Klimadialog am 19. Mai 2015

[2] BMZ, 07.05.2015: Deutschland will Klimaschutz-Versicherungen fördern