Kampf gegen Klimawandel an allen Fronten

Die Emissionen aus dem Flugverkehr, der Schifffahrt und von Kühlmitteln werden auch reguliert

Der grenzüberschreitende Flug- und Schiffsverkehr sowie einige Super-Treibhausgase weden vom Paris Abkommen nicht erfasst. Nun sollen auch diese Lücken geschlossen werden.

Das Paris Abkommen unter der UN-Klimakonvention deckt die Emissionen aus der Stromerzeugung, der Industrie, von Gebäuden und dem Landverkehr ab. Zum ersten Mal werden ausserdem die Emissionen aus der Abholzung und Rodung von Wäldern erfasst. Diese machen rund ein Fünftel der globalen Treibhausgasemissionen aus. Doch das Abkommen hat drei grosse Lücken: den internationalen Flugverkehr, die Seeschifffahrt und treibhauswirksame Kühlmittel. Deren Emissionen sollen im Rahmen anderer internationaler Organisationen reguliert werden. Doch diese haben bislang wenig Eifer erkennen lassen, das Klima zu schützen. Das könnte sich aber noch in diesem Jahr ändern.

Filigran aber schmutzig. Neben CO2 werden auf den blauen Schifffahrtslinien auch Schwefel und Stickoxide emittiert. Schiffsdiesel niedriger Qualität enthält 2000 Mal mehr Schwefel als Diesel für Autos. (Bild: Hengl / Wikimedia)
Filigran aber schmutzig. Neben CO2 werden auf den blauen Schifffahrtslinien auch Schwefel und Stickoxide emittiert. Schiffsdiesel niedriger Qualität enthält 2000 Mal mehr Schwefel als Diesel für Autos. (Bild: Hengl / Wikimedia)

Der Flugverkehr ist für 3,5 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich, mehr als Japan. Im Jahr 1997 erhielt die Internationale Zivilluffahrtsorganisation ICAO den Auftrag, diese Emissionen und deren schnelle Zunahme zu begrenzen. Passiert ist nichts. Erst als die EU beschloss den Flugverkehr in das EU-Emissionshandelssystem aufzunehmen, wurde die ICAO aktiv. Ziel ist nun die Emissionen auf dem Niveau von 2020 zu stabilisieren. Emissionen, die darüber hinaus gehen sollen andernorts kompensiert werden etwa indem Fluggesellschaften in den Schutz der Wälder investieren. Die ICAO hofft die Verhandlungen dazu noch dieses Jahr abschliessen zu können. Umweltorganisationen kritisieren allerdings sowohl das Ziel als auch das Mittel des ICAO Ansatzes: „Der Plan, Emissionen zu kompensieren, ist eine Ablenkung vom Erfordernis die Emissionen dieses Sektors zu reduzieren.“, schreibt eine Gruppe von 80 Umweltorganisationen. [1] ICAO sieht dies anders: „Die Industrie glaubt, dass ein Kompensationsystem am schnellsten zu implementieren, am einfachsten zu verwalten und am kosteneffizientesten wäre.“ [2]

Zeit gelassen hat sich auch die Internationale Seeschiffahrtsorganisation IMO. Der Schiffsverkehr ist für gut zwei Prozent der globalen CO2 Emissionen verantwortlich [3], etwas mehr als Deutschland. Noch letztes Jahr wollten die IMO-Mitgliedsländer das Klimaproblem aber nur „zu einem angemessenen Zeitpunkt in der Zukunft“ diskutieren. [4] Doch seit Beginn dieses Jahres hat die Organisation einen neuen Chef, Kitack Lim: „Zum Kampf gegen den Klimawandel beizutragen, ist eine Top-Priorität für die IMO“, sagte dieser gegenüber der Climate Home, einer Nachrichtenseite. [5] Wie das gehen soll wird diese Woche in am IMO Hauptsitz in London diskutiert. Im Gegensatz zum Flugverkehr hat der Klimaschutz in der Schifffahrt eine Lobby: die Sustainable Shipping Initiative SSI, ein Verband für Nachhaltigkeit dem auch die grösste Containerschiffsreederei der Welt, Maersk, angehört. Dieser fordert, dass die Emissionen pro Frachtkilometer um 20 Prozent alle zehn Jahre fallen.  [6] Das ist doppelt so viel wie von der IMO derzeit geplant. Ob und wann die IMO ein Klimaprogramm verabschiedet, ist derzeit aber noch unklar.

Auf einen Abschluss der Verhandlungen noch in diesem hoffen derweil die Mitgliedsländer des Montreal Protokolls zum Schutz der Ozonschicht. Diese haben letztes Jahr beschlossen den Einsatz von Fluorkohlenwasserstoffen (FKWs) in Kühlschränken und Klimaanlagen zu regulieren. FKWs ersetzen dort die ozonschädlichen FCKWs. Noch ist die Klimawirkung von FKWs gering. Da ein FKW Molekül aber bis zu 10‘000 Mal klimaschädlicher ist als ein CO2 Molekül, droht der Schutz der Ozonschicht zum Klimakiller zu werden. Daher soll im Oktober dieses Jahres ein Zusatz zum Montreal Protokoll beschlossen werden, mit dem der Einsatz von FKWs massiv reduziert wird. Beobachter zeigen sich optimistisch, dass dies gelingt: „Wir bewegen uns in die richtige Richtung für ein globales FKW-Übereinkommen im Jahr 2016.“, sagt Clare Perry von der Umweltorganisation Environmental Investigation Agency. Das Klima wäre froh drum so Perry: „Eine ehrgeiziges FKW-Abkommen führt zu einer kosteneffizienten Reduktion der Treibhausgasemissionen im Gegenwert von 100 Milliarden Tonnen CO2 bis zum Jahr 2050.“ [7] mic

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[1] 80 NGOs, April 2016: International Civil Society Statement (PDF)

[2] IATA, Juli 2013: Reducing Emissions from Aviation Through Carbonneutral Growth from 2020 (PDF)

[3] IMO, Stand 21.04.2016: Greenhouse Gas Emissions

[4] IMO, 15.05.2015: Marine Environment Protection Committee (MEPC), 68th session, 11 to 15 May 2015

[5] Climate Home, 02.02.2016: UN shipping chief: Climate change is ‘top priority’

[6] SSI, Stand 21.04.2016: SSI Roadmap 2040 (PDF)

[7] Environmental Investigation Agency, 11.04.2016: Progress on Dubai Pathway to HFC amendment in 2016