«In zehn Jahren redet keiner darüber»

Kanadischer Professor sieht Klimawandel gelassen entgegen

Die Wirtschaft wächst, aber die Erde nicht. Dennoch sei nachhaltiges Wachstum möglich, glaubt der kanadische Wirtschaftsprofessor Scott Taylor, der heute in Basel einen Vortrag hält.

Einst beherbergte sie eine Hochkultur – die Osterinsel. Bis zu 10 000 Menschen bevölkerten das dicht bewaldete Eiland. Sie errichteten Hunderte von Statuen und hatten als einzige Kultur im Pazifik eine eigene Schrift. Dann fällten sie aber nach und nach den Palmenwald. Der stete Wind trug die fruchtbare Erde fort, die Nahrungsmittelproduktion nahm ab, wie auch die Bevölkerungszahl. Die Osterinsulaner hatten durch Raubbau an den Wäldern ihre Lebensgrundlage zerstört.

Im Zehnjahresrhythmus wird uns ein ähnliches Los prophezeit: In den 80er-Jahren sollte uns der saure Regen den Garaus machen und in den 90er-Jahren hatten wir Angst vor dem Ozonloch. Heute sorgt das Treibhausklima für die gewohnten Untergangsszenarien. Für Wirtschaftsprofessor Scott Taylor von der Universität Calgary (Kanada) besteht aber kein Anlass zur Sorge. Seine Forschungen zu Wirtschaft und Umwelt zeigten immer das gleiche Muster: Jedes Problem wachse erst an, werde gar bedrohlich, aber schliesslich gelöst. Wirtschaftliches Wachstum und technischer Fortschritt führten immer wieder zu neuen Problemen. Taylor versteht Nachhaltigkeit denn auch nicht als Zustand, sondern als Prozess.

Ziel sei ein langfristig nachhaltiger Wachstumspfad für die Weltwirtschaft. Abweichungen von diesem Pfad, wie die gegenwärtig exzessiven Treibhausgasemissionen, würden erfahrungsgemäss korrigiert. «In zehn Jahren redet keiner mehr übers Klima» und die Leute machten sich Sorgen wegen eines neuen Problems, wie z.B. der Gentechnik, meint Taylor. Ursache und Lösung für die Umweltprobleme sei jeweils technischer Fortschritt.

Zentral seien Eigentumsrechte und deren Durchsetzbarkeit. Wer die Umwelt belastet, müsse zur Verantwortung gezogen respektive zur Kasse gebeten werden. So bestehe ein Anreiz, in Technologien zum Schutz der Umwelt zu investieren. Erfahrungsgemäss seien diese Kosten aber nicht so hoch, dass dadurch die Konjunktur abgewürgt würde. Die Wirtschaft verbleibe auf ihrem (nachhaltigen) Wachstumspfad. Für die Osterinsulaner hingegen waren die Palmen wertlos. Die Quittung kam erst, als es zu spät und die einst fruchtbare Insel kaum noch bewohnbar war. mic

Aus der Basler Zeitung vom 20.06.2008