Thais wollen von Atomkraft nichts mehr wissen

Andere asiatische Länder halten am Bau von Atomkraftwerken fest

Auf keinem Kontinent sind soviele Atomkraftwerke im Bau wie in Asien. Während in Thailand die Regierung aber nun auf Distanz zu den Bauplänen geht, halten die meisten Länder weiter an der Nukleartechnik fest.

Der thailändische Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva lässt mitteilen, er sei schon vor dem Atomunglück in Japan gegen Atomkraftwerke gewesen. Das erstaunt, denn der Plan der thailändischen Regierung sah bislang vor fünf Atomkraftwerke zu bauen. Zur Zeit hat das südostasiatische Königreich keinen einzigen Atommeiler, aber der AKW Bauboom in Asien hat auch bei den thailändischen Stromerzeugern den Appetit auf Atomstrom geweckt. Und so begannen die Planungsarbeiten.

Doch nun redet ein anonymer Regierungsmitarbeiter gegenüber der Bangkok Post schon vom Plan B: „Der Alternativplan sieht vor 13 Kohlekraftwerke statt nur neun zu bauen, sowie ein zusätzliches Gaskraftwerk zu errichten. Das wird die Stromgebühren erhöhen. Noch wichtiger ist aber: Es gibt auch Widerstand gegen Kohlekraftwerke.“ Und diesen Widerstand fürchtet die Regierung. Denn langanhaltende Demonstrationen gegen grosse Infrastrukturprojekte wie Dämme und Pipelines haben in Thailand Tradition.

Anders sieht es derweil beim grossen Nachbarn Indonesien aus: Die dortige Regierung will vorerst an ihren Atomplänen festhalten. Das Inselreich plant trotz Vulkanen, Erdbeben und Tsunamis den Bau von zwei Anlagen. Aber auch hier lässt sich der Chef der staatlichen Atomenergiebehörde ein Hintertürchen offen: „Wenn die Menschen den Bau ablehnen, dann können wir den Plan nicht erzwingen.“ Diese Befürchtungen gibt es in Vietnam nicht: „Ich glaube nicht, dass das Ereignis in Japan Folgen für die Nuklearpläne in Vietnam hat.“ sagt der Chef der vietnamesischen Atombehörde gegenüber dem Dow Jones Newswire. Das Land will acht Atomkraftwerke errichten.

Ausschlaggebend für die Zukunft der Atomindustrie in Asien sind aber nicht die eher kleinen, südostasiatischen Länder, sondern China, Indien, Japan, Südkorea. In China sind 27 Anlagen im Bau und 50 weitere in der Planungsphase. „Der Plan und der Wille zu dessen Durchsetzung werden sich nicht ändern.“ sagt Zhang Lijun, der Vize-Umweltminister. Und der südkoreanische Präsident streicht heraus, dass Atomkraftwerke auch ein wichtiges Exportprodukt sind: „Südkoreanische Kraftwerke werden ein gutes Modell für den Mittleren Osten sein.“ sagte Lee Myung-Bak während eines Aufenthalts in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Dort haben die Scheichs gerade vier Atomnkraftwerke südkoreanischer Bauart geordert. Einzig in Indien ist der Ton etwas nachdenklicher. Dort will man die Sicherheit der bestehenden zwanzig Atommeiler überprüfen. Was mit den Plänen für zwanzig weitere Kraftwerke geschehen soll, ist aber noch unklar.

Alle Länder der Region stehen dabei vor einem ähnlichen Dilemma: Der Stromverbrauch steigt rasant doch der Bau von Kohlekraftwerken verschlimmert die Luftverschmutzung und vergrössert die Abhängigkeit von Energieimporten. Ausserdem befeuern Kohlemeiler den Klimawandel. Und so schien Atomenergie die perfekte Lösung. Ob das so bleibt, ist aber fraglich: „Alle halten die Japaner für die sorgfältigsten Menschen in Asien. Wenn nun selbst die Japaner nicht für die Sicherheit ihrer Reaktoren sorgen können, dann wird dies die Sicherheitsbedenken in der Region verschärfen.“ sagt Simon Tan, der Chef des Singapore Institute of International Affairs, ein Aussenpolitik Think Tank. mic

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