Klimavertrag könnte Schweiz zwei Milliarden kosten

Entwicklungsländer brauchen Milliarden für CO2 Reduktion und Anpassung an Klimawandel

Die Schweizer produzieren zuviel CO2. Dafür sollen sie nun zur Kasse gebeten werden. Wieviel die Schweiz am Ende aber zahlen muss, ist noch Verhandlungssache.

Pro Jahr stehen jedem Erdenbürger CO2 Emissionen von rund zwei Tonnen zu. Derzeit produzieren die Schweizerinnen und Schweizer aber über sieben Tonnen CO2. Sie leben also auf Kosten anderer, die weniger emitieren. Dies sind einerseits die Menschen in Ländern wie Indien, die weniger CO2 verursachen und andererseits zukünftige Generationen, die umso weniger CO2 produzieren dürfen, je mehr wir heute in die Atmposphäre pumpen.

Ein Teil der Schweizer Klimaschuld wird nun konkret von den Entwicklungsländern eingefordert. Diese verlangen, dass die Industriestaaten 200 Milliarden Dollar oder rund 0,5 Prozent ihres Bruttoinlandprodukts für Investitionen in den Klimaschutz sowie für Anpassungen an den Klimawandel bereitstellen. Diese Forderung haben die reichen Länder bislang weit von sich gewiesen. Doch nun kommt eine Studie der EU auf einem recht ähnlichen Betrag. Sie beziffert den Finanzbedarf der Entwicklungsländer, den diese nicht selber decken können, auf 100 Milliarden Euro für den Klimaschutz und 23 bis 54 Milliarden für Massnahmen zur Anpassung an den Klimawandel wie etwa Deichbau oder die Entwicklung neuen Saatguts.

Werden diese Beträge gemäss der Wirtschaftskraft auf die verschiedenen Industriestaaten verteilt, entfällt auf die Schweiz gut ein Prozent. Dies entspricht zwei Milliarden Franken pro Jahr oder einem halben Prozent der Wirtschaftsleistung. Pro Kopf macht das rund 260 Franken pro Jahr oder 70 Rappen pro Tag. Umgerechnet auf die CO2 Emissionen müssten die Schweizer für jede Tonne, um die sie ihr CO2 Budget überziehen, also 50 Franken bezahlen.

Gemäss der EU Studie würden die Schweizerinnen und Schweizer so pro Jahr rund 120 Franken in die klimatische Verbesserung von Industrieanlagen und Energieerzeugung in Entwicklungsländern investieren, gut 30 Franken in den Schutz der Regenwälder und knapp zehn Franken in die Reduktion von Emissionen der Landwirtschaft. Ausserdem würden sich die Schweizer mir rund 80 Franken pro Jahr an den Kosten für den Deichbau in Bangladesch und ähnlicher Massnahmen beteiligen.

Doch noch ist es nicht soweit. „Alle Zahlen sind mit grosser Vorsicht zu geniessen. Niemand weiss, was der finanzielle Bedarf ist, weder für Emissionsreduktionen, noch für Anpassungsmassnahmen.“ sagt Thomas Kolly, der Leiter der Schweizer Delegation bei den internationalen Klimaverhandlungen. Dafür hat die Schweiz bereits einen Vorschlag gemacht, wie sich das nötige Geld einsammeln liesse: Über eine globale CO2 Steuer von zwei Dollar pro Tonne CO2, die von allen ausser den ärmsten Entwicklungsländern zu zahlen wäre. Auf die Schweiz entfielen in diesem Fall Kosten von rund 80 Millionen Franken. „Wir sind von einem Finanzbedarf von 50 Milliarden Dollar für Anpassungsmassnahmen wie den Deichbau ausgegangen. Dabei haben wir uns insbesondere auf Zahlen der Weltbank gestützt.“, erklärt Kolly. Ob der Schweizer Vorschlag aber schliesslich Gehör finden wird, ist ungewiss. „Die Begriffe „Abgabe“ und „Steuer“ sind in vielen Ländern negativ besetzt. Die politische Akzeptanz ist daher nicht sehr breit. Für die Entwicklungsländer ist es ausserdem schwierig zu akzeptieren, dass nicht nur die Industriestaaten, sondern auch die Entwicklungsländer diese Abgabe bezahlen müssten.“ sagt Kolly. Gut ist noch Zeit zum Feilschen. mic

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