Der «Goldstandard» im Klimaschutz

Ein Label soll das Klima retten und gleichzeitig die Armut in der Welt bekämpfen

Das Goldstandard-Label verknüpft Klimaschutz mit anderen Verbesserungen in den Entwicklungsländern.

Die Energieeffizienz europäischer Unternehmen ist bereits relativ hoch. Ein-sparungen in Europa sind also teuer. In anderen Ländern wie Russland oder China lässt sich CO2 sehr viel billiger einsparen. Im Kyoto-Protokoll ist deshalb vorgesehen, dass Sparmassnahmen auch in anderen Ländern realisiert werden können (Clean Development Mechanism, kurz CDM). Ein europäischer Zementhersteller kann also auch ein Braunkohlekraftwerk in China sanieren. Für das eingesparte CO2 erhält das europäische Unternehmen eine CO2-Gutschrift (Certified Emission Reduction oder CER). Diese Gutschrift kann dann beispielsweise in ein europäisches Emissionszertifikat (EUA) umgewandelt und ebenfalls an einer Klimabörse gehandelt werden. So kann sichergestellt werden, dass weltweit dort CO2 reduziert wird, wo dies mit den geringstmöglichen Investitionen zu machen ist.

Dabei besteht aber die Gefahr, dass soziale und wirtschaftliche Aspekte in den Entwicklungsländern vergessen werden. Die Chance, wirklich umzusteuern und den Sprung vom Holz direkt zu erneuerbaren Energien zu machen, wird nicht ausreichend genutzt, erklärt Michael Schlup von der Basler Stiftung Goldstandard. Aus diesem Grund haben der WWF und verschiedene Entwicklungshilfeorganisationen ein Label, den Goldstandard, entwickelt, um Projekte auszuzeichnen, die nicht nur CO2-Emissionen reduzieren, sondern auch zur Entwicklung in den Gastländern beitragen. So wird z. B. in der Nähe der pakistanischen Stadt Lahore der Mist von 400 000 Kühen gesammelt und zum Betrieb eines 30-MW-Biogaskraftwerks genutzt. Dadurch werden 1,5 Mio. Tonnen CO2 pro Jahr eingespart, Arbeitsplätze geschaffen und die Stromversorgung verbessert.

Wegen der Berücksichtigung entwicklungspolitischer Ziele sind solche Projekte in der Regel teurer als reine CO2-Reduktionsprojekte. Einen Teil dieser Kosten können aber über die Goldstandard-Zertifizierung wieder eingespielt werden. CERs mit zertifiziertem Mehrwert erzielen zwischen 5 und 25% höhere Preise, sagt Michael Schlup. Einer der Abnehmer von Goldstandard-Projekten ist der Schweizer Klimarappen. Aber auch die Gastländer haben den langfristigen Nutzen einer Verbindung aus Klimaschutz und Entwicklung erkannt. So sitzt im Stiftungsrat von Goldstandard auch ein Vertreter der chinesischen Regierung. mic

Aus der Basler Zeitung vom 13.03.2007