Palladium glänzt mehr als Gold

Seit Jahren hinkt Produktion Nachfrage hinterher

Der Palladiumbedarf hängt von den Abgasvorschriften für Autos ab. Gleichzeitig wird Palladium nur als Beiprodukt gefördert und die Produktion kann nicht nennenswert ausgeweitet werden. Diese Kombination aus inelastischer Nachfrage und inelastischem Angebot treibt den Preis.

Das teuerste Edelmetall ist nicht Gold und schon gar nicht Platin sondern Palladium. Das silbrig-weisse Metall kostete zuletzt über 1500 US-Dollar pro Feinunze (31,1 Gramm) respektive 48.800 Dollar pro Kilo. Die Feinunze Gold kostete zuletzt 200 Dollar weniger und Platin nur etwas mehr als die Hälfte. [1] Grund dafür ist der massiv gestiegen Palladiumpreis. Dieser hat sich in den letzten neun Monaten knapp verdoppelt. Der Markt ist allerdings auch sehr klein: Letztes Jahr lag die Nachfrage bei gut 300 Tonnen oder bei weniger als einem Zehntel der Goldproduktion.

Saubermacher. Dank Palladium sind Autoabgase nicht ganz so dreckig. (Foto: Money Metals / Flickr)
Saubermacher. Dank Palladium sind Autoabgase nicht ganz so dreckig. (Foto: Money Metals / Flickr)

Der Hauptabnehmer von Palladium ist die Autoindustrie mit einem Anteil von 86 Prozent, wie der Spezialchemiekonzern Johnson Mattey in einem aktuellen Marktbericht für Metalle der Platingruppe berichtet. [2 s. S. 13] In Autos mit Benzinmotor werden drei bis sieben Gramm Palladium in den Abgaskatalysatoren verbaut. Das Edelmetall hilft dort Gifte wie Kohlenmonoxid in weniger gefährliche Stoffe wie Kohlendioxid umzuwandeln. Palladium ist denn auch einer der Hauptnutzniesser des Volkswagen-Dieselskandals. In den letzten drei Jahren ist in der EU der Marktanteil von Dieselautos von 51 Prozent auf 36 Prozent gefallen, wie das Marktforschungsinstitut Jato berichtet. [3] Dies ist auch ein Grund für den niedrigen Platinpreis: Platin wird in Katalysatoren für Dieselmotoren benutzt.

Hinzu kommen strengere Abgasvorschriften. In China beginnt dieses Jahr die Umstellung auf die China 6 Norm. Das „wird zu einer markanten Veränderung der Palladiummenge im Vergleich zu China 5 führen“, schreibt Johnson Mattey. [2 s. S. 19] Und in Europa werden die Abgastests anspruchsvoller. „Autohersteller sehen sich daher einer potenten Kombination gegenüber aus schärferen Gesetzen, rigoroseren Tests und schwerwiegenderen Folgen, falls sie die Standards nicht einhalten.“ [2 s. S. 19] Während die Palladiummenge pro Auto steigt, hängt die Gesamtnachfrage aber auch vom Autoabsatz ab. In China ist dieser 2018 zum ersten Mal seit 20 Jahren gesunken und dürfte auch dieses Jahr relativ schwach bleiben. Trotzdem erwartet Johnson Mattey „zweistellige Wachstumsraten beim Palladiumkonsum über die Jahre 2019 und 2020“. [2 s. S. 19] Stabil bleibt hingegen der Einsatz des Metalls in der Chemie- und Schmuckindustrie.

Die steigende Nachfrage trifft auf eine stabile Produktion. Palladium ist ein Beiprodukt in manchen Platin- und Nickelminen in Südafrika und Russland. Deren Palladiumproduktion liegt aber schon seit Jahren unter dem globalen Bedarf. Ausgeglichen wurde dies bislang durch den Abverkauf von Palladiumreserven. Bevor Katalysatoren in Autos zur Pflicht wurden, gab es kaum eine Verwendung für das Metall und insbesondere in Russland gab es daher nennenswerte Palladiumlager. Letztes Jahr verkauften ausserdem Finanzinvestoren rund 17 Tonnen Palladium, um von den steigenden Preisen zu profitieren. Jetzt halten diese nur noch knapp 23 Tonnen des Metalls. Das reicht nicht, denn: „Das ‚strukturelle‘ Defizit im Palladiummarkt wird sich dieses Jahr 31 Tonnen annähern.“ [2 s. S. 20] Ausgleichen könnte diese Lücke die russische Zentralbank, die eine „unbekannte Menge“ des Metalls besitzt. [2 s. S. 17]

Kurzfristig wird der Palladiummarkt dadurch geprägt, dass „eine inelastische Nachfrage auf ein inelastisches Angebot trifft“, schreibt die Bank of America. [4] Diese erwartet daher einen weiteren Preisanstieg auf 2000 Dollar pro Feinunze. Mittelfristig sieht die Situation aber anders aus. Zum einen kommen Elektroautos ohne Palladium aus und zum anderen lassen sich auch Katalysatoren für Benzinmotoren mit auch Platin bestücken. Die Commerzbank schreibt daher: „Wir rechnen in Kürze mit einem länger anhaltenden Preisrückgang. Denn bei Preisen um 1500 Dollar pro Feinunze sind die Autokatalysatoren auf Palladiumbasis schlichtweg zu teuer.“ [5] mic

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[1] Apmex, Stand 12.03.2019: Palladium Price

[2] Johnson Mattey, Februar 2019: PGM Market Report (PDF)

[3] Jato, 30.01.2019: Diesel car registrations in Europe post their lowest market share since 2001

[4] Kitco, 07.03.2019: Palladium To Hit $2,000 In 2019 – Bank of America

[5] Commerzbank, 01.03.2019: TagesInfo Rohstoffe (PDF)