Als Junkie auf Entzug, als Dealer im Geschäft

Australien setzt vermehrt auf Erneuerbare und exportiert seine Kohle nach China

Australiens Politik wurde lange Zeit von Klimaleugnern dominiert. Erneuerbare Energien spielen trotz des gigantischen Potentials daher nur eine marginale Rolle. Hinzu kommen die seit Jahren steigenden Kohleexporte und ein Boom für unkonventionelles Gas. Im Jahr 2020 werden die australischen Energieexporte doppelt soviele Emissionen verursachen wie die saudiarabischen.

Australien hat unter den Industrieländern die höchsten CO2 Emissionen pro Kopf: 18,9 Tonnen, knapp doppelt soviel wie Deutschland. Das hat einen einfachen Grund: drei Viertel des australischen Stroms wird mit Kohle erzeugt. Erneuerbare Energien spielen eine geringe Rolle. Fünf Prozent des australischen Energiebedarfs stammt aus erneuerbaren Quellen, vor allem Holz, Bagasse aus der Zuckerproduktion sowie Wasserkraft und Biogas. Sonne und Wind haben einen verschwindend kleinen Anteil. Photovoltaik existiert praktisch gar nicht. Sonnenenergie wird bislang meist zur Aufbereitung von Heisswasser genutzt.

Die geringe Bedeutung von Erneuerbaren steht in scharfem Kontrast zum gigantischen Potential vor allem für Wind- und Solarenergie. Australien hat die höchste durchschnittliche Sonneneinstrahlung von allen Kontinenten der Erde und tausende Kilometer Küste mit Wind. Ausserdem hat Australien ein grosses Potential für Geothermie. Dies ist mittlerweile auch der australischen Regierung aufgefallen, die nun die Nutzung dieser Potentiale fördert. Von den 19 grösseren Kraftwerken im Bau, setzen immerhin 10 auf Erneuerbare, meist Wind- und Wasserkraft, und 114 weitere Projekte sind in Planung.

Doch auch damit wird Australien seinem Potential noch nicht gerecht, meint Stewart Taggart ein Mitbegründer der Desertec Stiftung. Taggart setzt sich für den Bau einer Hochspannungs- Gleichstromtrasse von Australien über Südostasien und China bis Japan ein. Damit könnte Australien Solarstrom exportieren. Kombiniert mit Windenergie aus der Mongolei könnte ganz Südost- und Ostasien einen Grossteil seines Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen decken. Doch soweit ist es noch nicht. Bislang exportiert Australien vor allem Kohle und investiert massiv, um noch mehr Kohle exportieren zu können. Derzeit bestreitet Down Under 28 Prozent der weltweiten Kohleexporte. Zusätzlich exportiert Australien immer mehr Flüssiggas. Ähnlich wie die USA erlebt Australien derzeit einen Boom an unkonventionellem Gas, das aus Kohleflözen abgepumpt wird. Damit übersteigen die CO2 Emissionen aus dem Export von Kohle und Gas die australischen Emissionen bei weitem. „Im Jahr 2020 werden unsere Emissionen aus dem Export fossiler Energieträger etwa doppelt so gross sein wie die von Saudi Arabien heute“ sagt Leigh Ewbank, ein australischer Klimawandelexperte.

Ausserdem ist nicht sicher, dass die klimafreundliche Politik der jetzigen Regierung Australiens Bestand hat. Per 1. Juli erhebt Australien eine CO2 Steuer, die in drei Jahren von einem Emissionshandelssystem abgelöst wird, das im Jahr 2018 dann mit dem europäischen Pendant verknüpft werden soll. Doch die Regierung Julia Gillard ist unpopulär und ihr Widersacher Tony Abbot ein Klimaleugner. Sollte nächstes Jahr Tony Abbot gewählt werden, dürfte die CO2 Steuer bald wieder Geschichte sein und „King Coal“ wieder uneingeschränkt regieren. mic

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