100 Millionen K-Pop Stans mobilisieren fürs Klima

Fans koreanischer Pop Bands sind bekannt für ihr soziales und politisches Engagement

Koreanische Popmusik ist der sechstgrösste Musikmarkt der Welt. Das liegt allerdings nicht primär an den Fans in Korea sondern an den vielen Fans im Ausland. Nun wollen K-Pop Fans ihre gut organisierten Fanclubs für den Kampf gegen die Klimakrise nutzen.

Sie sind viele und sie sind gut organisiert. Die Rede ist von den Fans koreanischer Popmusik, den „Stans“. Weltweit gibt es 1800 Fanclubs in 98 Ländern mit mehr als 100 Millionen Mitgliedern. [1] Und jetzt gibt es auch eine Aktion fürs Klima: Kpop4Planet. [8] Gestartet wurde die Aktion von der 21-jährigen Indonesierin Nurul Sarifah, ein Fan der Boyband EXO. „Stell dir vor 100 Millionen Fans machen bei der Klimaaktion mit. Das ist die mächtigste Stimme für Wandel“, sagte Narifah beim Launch der Plattform und erklärte auch, warum gerade K-Pop Fans das Klima retten sollen: „Der Klimawandel ist die Krise unserer Generation. Der Kampf für Klimagerechtigkeit ist der Kampf für unsere Zukunft.“ [1]

Influencer. Die Mitglieder von Blackpink sind mittlerweile UN-Botschafter für die kommende Klimakonferenz in Glasgow. (Video Blackpink [6])

Die Stans haben schon oft ihr hohes Maß an Organisation und ihre technischen Fähigkeiten unter Beweis gestellt. Nachdem die Boyband BTS letzten Sommer eine Million Dollar für die Black Lives Matter Bewegung in den USA gespendet hat, haben ihre Fans bekannt als „Army“ innert 25 Stunden eine weiter Million gespendet. [2] K-Pop Fans sind auch für Online Aktivismus bekannt. Das hat etwa die Polizei von Dallas erfahren. Diese publizierte letztes Jahr eine App, mit der man Demonstrationen filmen und die Bilder direkt an die Polizei schicken kann. Als Stans darauf stießen, fluteten sie die App mit Videos ihrer Idole bis die Polizeiserver kollabierten. [3] K-Pop Fans sind aber auch offline aktiv: In Indonesien, Korea und China haben K-Pop Fanclubs schon Wälder gepflanzt, um ihren Idolen eine Freude zum Geburtstag zu machen.

Hbd. Fans von Park ji-Min, “Jimin”, pflanzen in Indonesien Bäume zu seinem Geburtstag. (Foto: Kpop4Planet)

Die vielleicht spektakulärste Aktion von K-Pop Fans und den Nutzern der Videoplattform TikTok fand im US-Wahlkampf statt. Für eine Veranstaltung des damaligen US-Präsidenten Donald Trump in Tulsa konnte man online kostenlose Eintrittskarten reservieren. Der Chef von Trumps Wahlkampagne Brad Parscale twitterte kurz vor der Veranstaltung, dass über eine Million Eintrittskarten angefordert wurden. Das Stadion mit 19.000 Plätzen war dann aber noch nicht mal zur Hälfte gefüllt: Nur 6200 Menschen wollten wissen, was Trump zu sagen hat. Alle anderen Anmeldungen entfielen auf Stans und TikTok Nutzer, die dazu aufgerufen hatten, sich massenweise anzumelden, um dann nicht hinzugehen. Der bekannte Republikaner und Trump-Gegner Steve Schmidt twitterte daraufhin: „Die Teenager von Amerika haben gerade einen vernichtenden Schlag gegen Donald Trump gelandet.“ [3]

Zu dumm. Leider waren heute Abend eine Million Menschen kurzfristig verhindert und konnten daher – leider, leider – doch nicht kommen. (Tweet: @lilynotlily)

„Solche Kommandounternehmen von K-Pop Fans auf den Plattformen sozialer Medien werden wir in Zukunft öfter sehen“ glaubt Jay Song, die an der australischen Melbourne Universität Koreastudien lehrt. [4] „BTS-Fans haben sich schon immer ernsthaft mit politischen und sozioökonomischen Themen auseinandergesetzt, die von Jugendarbeitslosigkeit, psychischer Gesundheit, sozialer und wirtschaftlicher Ungleichheit und sexuellen Minderheiten reichen.“ Und nun also das Klima. Vorreiter waren hier die Mitglieder der Girlband Blackpink. Diese riefen ihre knapp 60 Millionen Fans, auch „Blinks“ genannt, über YouTube dazu auf, sich über das Klima zu informieren. [5] „Wir hatten einfach das Gefühl etwas sagen zu müssen“ sagt Jennie Kim. [6] Mittlerweile sind die Blackpink Mitglieder Botschafterinnen für die diesjährige UN-Klimakonferenz in Glasgow.

Tag wars. Tags, die von rechten Gruppen benutzt werden wie #WhiteLivesMatter oder #ImpeachBidenNow werden von K-Pop Fans systematisch mit Bildern und Videos geflutet. (Tweet: @MBookworm02)

Aufrufe wie von Blackpink zeigen Wirkung: „Wir sorgen uns um die Umwelt. Wir lassen uns von unseren Vorbildern inspirieren, die uns gezeigt haben, dass ihnen die Gesellschaft am Herzen liegt“ sagt etwa Arendeelle, die nur einen Namen hat. [9] Die Indonesierin koordiniert in ihrem Land die Fans der Band Super Junior. Die Stans sind sich auch sehr bewusst, dass sie dank ihrer Zahl und ihres Organisationsgrads Wirkung haben. „K-Pop Fangemeinschaften tun tolle Sachen über Grenzen und Generationen hinweg“ sagte Nayeon Kim anlässlich des Launchs von Kpop4Climate. [1] Die Koreanerin ist Fan der Band NCT Dream und Klimaaktivistin. „Wenn K-Pop Fans das Klima ernst nehmen, können sie einen riesigen Unterschied machen.“ Oder um es mit Ray Mal einem Blackpink-Fan aus Malaysia zu sagen: „Die Erde braucht uns Blinks.“ [7] mic

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[1] Kpop4Planet, 03.03.2021: Kpop4Planet, the first K-pop fan driven climate action platform, launched on March 3, World Wildlife day (PDF)

[2] Reuters, 14.07.2020: How the South Korean band’s fanbase – known as ARMY – raised over $1 million for the Black Lives Matter movement, mostly in just one day

[3] NYT, 21.06.2020: TikTok Teens and K-Pop Stans Say They Sank Trump Rally

[4] Guardian, 24.06.2020: How US K-pop fans became a political force to be reckoned with

[5] Blackpink, 09.12.2020: Calling all Blinks> Climate action in your area (Video)

[6] Blackpink, 26.02.2021: Calling all Blinks> Climate action in your area (Video)

[7] Kommentar zu [6]

[8] Kpop4Planet, Stand 04.03.2021: Website

[9] Reuters, 03.03.2021: K-pop for the planet: Fans of South Korean stars take up climate activism